: Der Frauenstürmer
■ Peter Neururer, Trainer von Offenbach, will den Veilchen zeigen, was eine Harke ist
Borussen, haltet eure Frauen fest – ER ist wieder in der Stadt. Peter Neururer, Schwarm aller weiblichen Fußballfans zwischen Hellersdorf und Spandau, kämpft morgen mit seinem Verein Kickers Offenbach um Punkte gegen die Veilchen von Tennis Borussia. Der Schweiß wird im Mommsenstadion fließen, die Mädels kreischen! Wie immer, wenn der bunt schillernde Trainer zur Attacke bläst und Gattin Antje zu Hause läßt.
Lange ist es her, seitdem er seine Verehrerinnen in der Spreemetropole beglückte. 1991 verließ der coole Typ aus dem Ruhrpott Hertha BSC, nicht ohne verbrannte Erde zu hinterlassen. Sportlich war „Pistolen Pete“ ein Rohrkrepierer. Hertha war zwar sowieso schon so gut wie abgestiegen. Aber es zeichnete den flotten Pitter nun wirklich nicht aus, dass er zwei Pünktchen aus zwölf Spielen holte. Zwangsläufig mußten die Berliner den Gang in die zweite Liga antreten. Aber Hertha war auch die einzige Dame, die für den damals 35-Jährigen nicht lichterloh entflammte.
Seine Sprüche sind ja auch zu cool. „Wir sind so heiß, dass wir mit bloßen Händen unsere Hose bügeln könnten“, tönte er vor wichtigen Spielen. Viele Verehrerinnen wollten seine Bügelfalte persönlich kontrollieren.
Neururer war auch um flotte Ideen nie verlegen: Das regenerative Auslaufen nach dem Abpfiff plante er auf den Ku'damm zu verlegen. Wegen des drohenden Verkehrschaos wurde die Sache abgeblasen. Aber viele Berlinerinnen entdeckten durch ihn die semantische Nähe von Coach zu Couch.
Dann fiel der Hormonpegel beträchtlich. Nach nur wenigen Wochen entließ Hertha den Trainer wegen Erfolglosigkeit. Der knackige Diplomsportlehrer, der so toll wedeln kann (Skifahrer!), erklärte sein Umfeld für verrückt und entschwand nach Saarbrücken. Das weibliche Berlin stürzte in ein Tal der Tränen, im Saarland glühten die Mieder.
Jetzt aber gibt es kein Halten mehr. Der Sturm auf die Tickets im Mommsenstadion hat längst eingesetzt: Peter Neururer, die one man boy group der zweiten Liga, ist wieder da. Die Fleisch gewordene Verbindung von Körper und Geist wird den Block F („Frauen“) in Ekstase versetzen.
Sein Schnauzer erinnert an Wolfgang Petry, seine Schnauze an Helmut Schmidt. Auch wenn Peters körperliche Potenz etwas nachgelassen hat. Der Traumtrainer gesteht: „Vor zehn Jahren wäre ich noch im Handstand durch das Stadion gelaufen, aber das schaffe ich nicht mehr.“ Aber um den Borussen und natürlich deren Frauen zu zeigen, wo der Hammer hängt, wird es schon noch reichen. Jürgen Schulz
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