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Gewußt wo

■ betr.: „Lexikondom“, taz vom 2. 8. 95

Hat die taz wirklich nichts Wichtigeres zu berichten als den o.a. Artikel, in dem sich eine Frau Reissert auf fast einer halben Seite darüber ausläßt, daß sie es als Trauzeugin bei einer Hochzeit in der Toskana mit ihrem männlichen Pendant trieb, ihr dabei die Kondome ausgingen und sie dadurch – offenbar mangels hinreichender Sprachkenntnisse ihres Gastlandes – bei der Beschaffung von Nachschub in größte Not geriet?

So bedauerlich dies für die Dame auch gewesen sein mag, so vermag ich doch nicht zu erkennen, daß ein solcher Artikel für das LeserInnenpublikum Ihrer Zeitung von besonders großem Interesse sein könnte. Mir ging er jedenfalls – um es im Berliner Jargon unmißverständlich zu sagen – „am Arsch vorbei“, und ich hoffe, daß es sich um einen einmaligen Ausrutscher handelt, der nicht auf einen ernstzunehmenden Niveauverfall der taz hindeutet. Bernd Balmes, Berlin

Gewußt wo, kann man nach der Lektüre des Artikels nur sagen! Wer sich vor der Reise nach Lateinamerika oder China einen Sprechführer aus der „Kauderwelsch“-Reihe des Rump-Verlages besorgt, braucht keine Graphiker-Ausbildung, um in der Apotheke eine Packung Kondome zu bekommen. Aber auch wem in Westafrika, Georgien oder Thailand die Worte fehlen, der wird nicht vergeblich blättern. Daß ein Pariser im Zeitalter von Aids kein Tabuwort ist, sondern eigentlich schon zum Grundwortschatz gehört, hat sich wohl leider noch nicht in allen Wörterbuch-Redaktionen herumgesprochen. Beim Rump-Verlag jedenfalls zählt das Wort zum festen Bestandteil aller Neuerscheinungen und -auflagen der „Kauderwelsch“-Reihe. Michael Blümke, „Kauderwelsch“-Lektor, Peter Rumpf Verlag, Bielefeld

Beim Lesen Ihres Artikels habe ich zu meinem Bedauern feststellen müssen, wie noch heute das stereotype Bild des engstirnigen katholischen Italiens in Deutschland so verbreitet ist, daß es gut fünf Spalten und sogar ein Foto in einer überregionalen Zeitung wie der taz verdient. Ich wollte nicht bezweifeln, daß die Apothekerin in Pisa das Wort „Condom“ nicht kannte, und daß im von ihr besorgten Wörterbuch weder „Kondom“ noch „Präservativ“ veokamen. Jedoch schien es mir unwahrscheinlich, daß keines der beiden Stichwörter in anderen deutsch-italienischen Wörterbüchern aufgelistet war.

Daher habe ich mich der Sache vergewissert und im von dem berühmten florentinischen Verlag „Sansoni“ veröffentlichten Wörterbuch nachgesehen. Nun kann ich Sie, Frau Reissert, beruhigen: beide Begriffe, „Kondom“ und „Präservativ“, sind im Deutsch- Italienisch-Teil vorhanden, so wie die entsprechenden italienischen „Preservativo“ und „Profilattico“ im italienisch-deutschen Teil.

Darüber hinaus möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß die von mir zu Rate gezogene Ausgabe schon 1975 erschien, und infolgedessen muß ich mich fragen, welche Lexika Sie konsultiert haben, wenn Sie behaupten, daß die fraglichen Stichwörter noch Anfang der neunziger Jahre nicht aufgeführt werden. [...] Claudia Mascheroni, Germanistik-Italienisch-Studentin, Kiel

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