: Keine Busse für Kurden?
■ Kurdischer Verein wollte vergebens 40 Busse für Fahrt zur Bonner Großdemo chartern / Staatsschutz hinter Ablehnung?
Vierzig Busse hatte der kurdische Verein „Navcha-Kurd Berlin e. V.“ für die morgige Kurden-Demonstration in Bonn angemeldet. Vom Busunternehmen „Action & Fun Tours GmbH“ lag eine mündliche Zusage vor. Doch die Vereinbarung ist geplatzt: Letzte Woche habe man beim Reisebüro von dem Angebot nichts mehr wissen wollen, so Deniz von „Navcha- Kurd“. Begründung: Ein Mitarbeiter habe ein falsches Preisangebot gemacht; statt zwei Tage habe er nur einen Tag berechnet. „Navcha- Kurd“ könne die Busse haben, aber nur für den doppelten Preis.
Vereins-Mitglied Deniz glaubt nicht, daß das der wahre Grund ist. „Wir vermuten, daß der Staatsschutz dahintersteckt.“ Disponent Torsten Spendel von dem Busunternehmen Starke bestätigte gestern gegenüber der taz, daß drei Fahrer nach einer Kurdendemo vor zwei Jahren in Bonn vom Staatsschutz zur Zeugenvernehmung bestellt wurden. Auch der Asta der FU teilt den Verdacht: „Berliner Busunternehmen vom Staatsschutz erfolgreich unter Druck gesetzt“, schreiben sie in einer Presseerklärung. Eine Asta- Mitarbeiterin sagte zur taz, daß sie bei vielen Busunternehmen nur nach Nennung des Datums und des Ortes Absagen erhalten habe. Bei einer „Testnachfrage“ für Samstag für München wäre eine Fahrt dagegen möglich gewesen.
„Kein Arsch ist da, der fährt“, so der Geschäftsführer von „Action & Fun Tours“, Helmut Jahn, kurz und bündig zur taz. Die Absage habe nichts mit Diskriminierung zu tun, betonte Jahn: „Wir fahren Türken, Neger, alles mögliche.“ Busunternehmen wie „Holiday- Reisen“ und „Orbis“ hätten den Auftrag aus Angst vor Sachschäden abgelehnt, bestätigt er dann aber den Verdacht des Vereins und des Astas, daß es noch andere Motive für die Absage gäbe. „Kurden fahren wir nicht“, hätte ihm beispielsweise ein Mitarbeiter gesagt. Hätte „Navchad-Kurd“ die Bestellung nicht erst vor zwei Wochen angemeldet, wäre genug Zeit gewesen, um andere Unternehmen anzuheuern, sagte Jahn.
Nach Angaben von „Navcha- Kurd“ sei die Bestellung jedoch bereits vor vier Wochen bei „Action & Fun Tours“ eingegangen. Mittlerweile habe man elf Busse bei einem Unternehmen im Berliner Umland gechartert – zu weit höheren Preisen als geplant.
Gestern sorgte ein angebliches Drohschreiben, das nach Angaben des Geschäftsführers von „Action & Fun Tours“ bei „Holiday-Reisen“ eingegangen sein soll, für Wirbel. Jahn sagte zur taz, daß ihm eine Busdisponentin von „Holiday-Reisen“ von einem Brief mit einer Bombendrohung erzählt habe. Ein Mitarbeiter von „Navcha-Kurd“ wiederum berichtete der taz von einem Anruf einer Mitarbeiterin von „Holiday-Reisen“, die den Verein beschuldigt haben soll, Verfasser des Briefes zu sein. „Das ist pure Provokation. Wir haben damit nichts zu tun“, so der Kurde.
Die Geschäftsführerin von „Holiday-Reisen“, Hannelore Schwertfeger, dementierte gegenüber der taz sowohl den Eingang eines Drohbriefes als auch das Telefonat. Die Aussagen von Jahn könne sie sich nur als „Racheakt“ dafür erklären, daß „Holiday-Reisen“ wegen des Kirchentages und anderer Großveranstaltungen keine Busse zur Verfügung stellen konnte. Barbara Bollwahn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen