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Deutsch-französische Atomfreundschaft

Siemens-KWU und Framatome wollen ihre Nukleargeschäfte zusammenlegen. Am neuen Weltmarktführer in Sachen AKWs würden die Franzosen zwei Drittel halten, die Deutschen ein Drittel  ■   Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Lange schon machten Gerüchte die Runde, gestern nun gaben Siemens-KWU und Framatome offiziell die Fusion ihrer Nuklearsparten bekannt. Ab dem dritten Quartal 2000 soll das gemeinsame Unternehmen seine Geschäfte aufnehmen – bis dahin seien noch einige Details zu klären und das Okay der Kartellämter einzuholen. Framatome bringt 9.000 Beschäftigte und vier Milliarden Mark Umsatz in die Ehe, Siemens 4.100 Angestellte und 2,2 Milliarden Mark Umsatz – entsprechend soll Framatome zwei Drittel, Siemens ein Drittel an der neuen Gesellschaft halten. Zusammen wären sie eindeutig der weltgrößte Atomkraftkonzern – vor den großen Konkurrenten General Electric (GE) und Westinghouse/BNFL.

Framatome und Siemens-KWU kooperieren schon seit 1989 bei der Entwicklung des neuen Reaktortyps EPR und bewerben sich inzwischen auch gemeinsam um größere Nachrüstungsverträge für Altanlagen. Von der Fusion erhoffen sich die Unternehmen bessere Chancen auf den Märkten in Nordamerika und Asien, denn der europäische Nuklearmarkt „stagniere derzeit“. Entsprechend wenig Glück hatten die Atomkonzerne mit ihrem EPR, dem Europäischen Druckwasser-Reaktor: Bereits seit 1998 hätten die neuen Reaktoren in Frankreich und Deutschland gebaut werden sollen, so die Pläne Ende der Achtziger. Doch die Atomkraftmeiler sind in Europa nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber modernen Kohle- oder Gaskraftwerken.

Sein Geschäft macht die KWU deshalb nicht mit dem Neubau von Anlagen, sondern mit der Lieferung von Brennelementen und der Nachrüstung von AKWs und dem Service. Im Gegensatz zu dem konventionellen Kraftwerkszweig der KWU, der nicht in die Fusion eingebracht wird, schreibt das Nukleargeschäft von Siemens sogar seit Jahren schwarze Zahlen.

Selbst die Debatte um den Atomausstieg macht die KWU nicht bange: „Solange wie in Deutschland noch Reaktoren laufen – und das wird offenbar noch sehr lange sein“, sagt Siemens-KWU-Sprecher Wolfgang Breyer zur taz, „sehen wir unser Inlandsgeschäft nicht gefährdet.“ Doch mag sich der rot-grüne Ausstieg auch hinziehen, klar ist, dass die Atomkraft nur im Ausland eine längerfristige Zukunft haben könnte. Bereits 1997 hatte die KWU eine europäische Fusion ihres Nukleargeschäfts angestrebt, damals mit der British Nuclear Fuels (BNFL). Doch die bereits verabredete Zusammenarbeit zerschlug sich, als sich die BNFL entschloss, die zivile Nuklearsparte des US-amerikanischen Unternehmens Westinghouse zu kaufen.

Doch mit Unternehmungen wie einer US-amerikanischen Brennelemente-Fabrik, mit der die KWU 15 Prozent des US-Marktes beliefert, ist Siemens schon länger auf internationalem Kurs. Beim Vertrieb von Brennelementen lag KWU international nach eigenen Angaben auf Platz 2 bis 3, beim Service auf Rang 3 bis 4. Nach der neuen Siemens-Philosophie will man aber in allen Segmenten möglichst Rang eins oder zwei erreichen. Diese Größe war nur mit der Fusion zu erreichen.

Die Framatome ist nach einem großen Aktientausch mit dem ehemaligen Großeigner Alcatel inzwischen zu 80 Prozent im Besitz des französischen Staates, eng verwoben mit der Cogema.

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