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: Säuberlich zerlegt

„Der Puma – Kämpfer mit Herz“, Do., RTL, 20.15 Uhr

Seit es Hollywood einen kräftigen Vitaminstoß verpasst hat, ist das Hongkong-Kino hoffähig geworden. Der Trend zeigt sich auch im US-Fernsehen, wo mit Samo Hung einer der Großen des Hongkong-Kinos in der Krimiserie „Martial Law“ agiert.

RTL versucht es nachzutun und schickt mit Mickey Hardt einen kampfsporterfahrenen Beau ins verbrechensgeplagte Berlin. Hier gerät Kampfsportlehrer Josh Engel durch die Verkettung handlungswichtiger Umstände in eine lupenreine „Stirb langsam“-Situation. In einer Einkaufspassage haben sich gerade einige Millionäre und Schwerverbrecher versammelt, ihre Besitzverhältnisse zu ändern. Kaum ist Engel der Lage gewahr geworden, beginnt er damit, die Gangster Mann für Mann zu dezimieren.

Das war nicht neu, aber sorgsam ausgeführt. Jochen Nickel als manierlicher Chefschurke verfügt zwar nicht über den sardonischen Charme eines Alan Rickman, unterließ aber das gewohnte verschwitzte Soziopathengetue. Reizvoll auch die Idee, das übermütige Treiben unreifer Erwachsener in Kinderaugen zu spiegeln.

Bei den genreüblichen Kampfszenen geht es weniger um den Austausch von Brutalitäten als um die Darstellung zirzensischen Könnens. Während mit Axel de Roche ein renommierter Regisseur die Schauspielerführung übernahm, oblag die Einrichtung der Action-Sequenzen dem Sinoamerikaner Donnie Yen Ji-Dan, der mit Hongkong-Koryphäen wie Jet Li und Tsui Hark gearbeitet hat. Doch gerade sein Part vermochte nicht zu überzeugen. Die entsprechenden Sequenzen wurden in kurze Einstellungen zerlegt, statt flüssige Bewegungsabläufe zu dokumentieren. Dies bremst die Dynamik, die originale Hongkong-Produktionen auszeichnet, zumal wenn beim Schnitt dermaßen geschlampt wird, dass das Abfedern eines Schlages zu sehen ist, der doch dem Anschein nach mit voller Wucht den Gegner treffen müsste. Sollte der Stoff wie geplant in Serie gehen, wäre an derlei Feinheiten noch zu arbeiten.

Harald Keller