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Silvester-Lichtdom muss abgedimmt werden

Denkmalschützer fordert inhaltliche Distanzierung von Nazi-Inszenierungen

Das wegen der Parallelen zu Nazi-Veranstaltungen umstrittene Silvester-Lichtspektakel an der Berliner Siegessäule muss nach Angaben des Landesdenkmalamtes überarbeitet werden. Die Veranstalter von „Art in Heaven“ sollten nicht nur beteuern, ihre Lichtperformance habe nichts mit dem in der NS-Zeit von Albert Speer organisierten, so genannten Licht-Dom zu tun, sagte gestern der Chef der obersten Berliner Denkmalschutzbehörde, Helmut Engel. Diese Distanzierung müsse auch in dem Konzept für das Millennium-Spektakel sichtbar werden.

Engel erwarte eine „deutliche Überarbeitung“, sagte gestern die Sprecherin der Bauverwaltung, Petra Reetz. Er könne sich eine „Lichtskulptur“ vorstellen, ein „leichtes Entertainment“, aber nichts „strenges Militärisches“. Eine Genehmigung für das Spektakel liege noch nicht vor. Erst müsse „Art in Heaven“ die von Engel gestellten Auflagen erfüllen.

Zum Millennium-Wechsel wollen die Veranstalter von „Art in Heaven“ die Siegessäule mit 250 Großscheinwerfern in allen Farben erleuchten. Bezirkspolitiker, HistorikerInnen, aber auch der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, hatten die „Lichtkathedrale“ kritisiert, da sie an Inszenierungen Speers erinnere. Er hatte 1938 die Fahrtroute von Hitler durch den Tiergarten beleuchtet. Über der mit Hakenkreuz-Fahnen geschmückten Siegessäule war damals mit Flakscheinwerfern ein so genannter Licht-Dom errichtet worden.

Fest steht, dass es den Veranstaltern nicht erlaubt wird, Scheinwerfer direkt an der Siegesäule und am Sockel anzubringen. Der Platz rund um die Siegesäule sei ein „Denkmal-Ensemble“, auf dem es „keinerlei Beschädigungen“ geben dürfe, sagte Engel. So sei auch das Anbringen von Videoleinwänden problematisch.

Der Sprecher von „Art in Heaven“, Peter Massin, sagte gestern gegenüber der taz, dass „sichergestellt werde, dass keine Parallelität zu Albert Speer entstehe“. Ob das Konzept überarbeitet werde, wollte er nicht sagen.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) wollte sich gestern zu dem Spektakel nicht äußern. Es handele sich um eine Angelegenheit der Stadt Berlin und nicht um eine des Bundes. Auch Kulturstaatssekretär Michael Naumann (SPD) wollte nicht Stellung beziehen. Politiker der betroffenen Stadtbezirke hatten eine Einbindung der Bundespolitiker gefordert. Julia Naumann

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