: Aktion gegen Lebensversicherungen
Verbraucherzentralen informieren über Rücktrittsmöglichkeiten. Versicherungen rechnen kaum mit Kündigungswelle
Hamburg (dpa) – Nachdem Lebensversicherungen nun doch nicht besteuert werden, haben der Bund der Versicherten (BdV) und die Verbraucherzentralen unter dem Motto „Rettet das Versichertengeld“ eine Aktion gegen den Abschluss von Lebensversicherungen als Altersvorsorge gestartet. „Lebensversicherungen sind mit oder ohne Besteuerung eine der schlechtesten und unrentabelsten Formen der Altersvorsorge“, urteilte der BdV-Geschäftsführer Hans Dieter Meyer am Donnerstag in Hamburg.
Ihre „konzertierte Aktion“ verstehen BdV und Verbraucherzentralen als „Kampfansage an die Lebensversicherer, die in den letzten Monaten in einer gigantischen Werbekampagne die Unwissenheit, Rentenangst und Steuerpanik zum Abschluss unsinniger Verträge ausgenutzt haben“, erläuterte Meyer.
Wegen der vorübergehend diskutierten Besteuerung hatten viele Verbraucher noch eilig eine Police abgeschlossen. Insbesondere hätten Versicherte bis zu einem Jahr nach Zahlung der ersten Prämie gute Chancen, ihre Verträge durch einen Widerspruch wieder aufzulösen, sagte Meyer. Im Rahmen der Aktion sollen Broschüren an Verbraucher verteilt und Musterprozesse geführt werden.
Die Versicherer erwarten allerdings keine größere Rücktrittswelle. Durch den Verzicht habe sich nicht die Geschäftsgrundlage geändert, argumentiert die Versicherungswirtschaft. Es sei eine Altersvorsorge abgeschlossen worden, die nun steuerfrei bleibe. Generell sei ein Rücktritt innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt der Police möglich.
Etwa 50 Prozent aller Lebensversicherungen werden nach Schätzung Edda Castellos von der Hamburger Verbraucherzentrale vor Ablauf gekündigt und gehen damit zu Lasten der Versicherten. Jede vorzeitige Kündigung sei mit Verlusten, zum Teil sogar mit einem Totalausfall verbunden. Bisher beteiligen sich an der Aktion die Verbraucherzentralen in Hamburg, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.
Der BdV kritisiert seit Jahrzehnten bei der Kapital-Lebensversicherung die geringe Rendite, Verluste bei vorzeitiger Auflösung des Vertrags, mangelnde Transparenz und fehlende Flexibilität. Durch falsche Vorsorge und schlechte Anbieter gingen den Anlegern Milliarden verloren.
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