leben in funnyland

yves eigenrauch

ich habe meinen glauben gefunden! wiedergefunden! zur weihnachtszeit – wie im märchen. eine, mit einem abstrich, schöne geschichte.

nicht dass ich ein misanthrop sei. aber menschen können schon komisch sein. nicht nur weil sie kriege führen und morden, sie zur gewalt neigen! oft scheinen sie schlecht gelaunt, laufen mit keinem gar so freundlichen gesicht umher. sie haben stress, und wenn sie ihn nicht haben, dann wird er kurzerhand produziert. sie sind affektiert und unehrlich, die männer neigen zum sabbern.

wie im märchen: ich habe meinen glauben wiedergefunden. zur weihnachtszeit

es gibt natürlich auch andere. wo sind sie? in der unmittelbar erlebten vorweihnachtlichen zeit waren sie jedenfalls nur sehr vereinzelt zu finden. die don quichottes des „jetzt“. auch ich kämpfe gegen kernkraftwerke. sei dabei. aber wir streiten nicht gegen windmühlen, es ist kein aussichtsloses unterfangen. selten nur wirken wir heute oder morgen, das ziel liegt in der zukunft.

meine geschichte. mein glauben. ein abstrich: die geschichte spielt in einem vorort von lüdenscheid! nun, es handelt sich im eigentlichen sinn um keine geschichte. ohne worte. heiligabend am vormittag. in der nordstadt des lüdenscheider vorortes. noch am vorabend hatten thomas und klaus in ihre dachgeschosswohnung im haus dreiundfünfzig geladen, und wir kamen. kleine, braunhaarige, kräftige, mittlere, blonde, langhaarige, schwarzhaarige, zierliche, große, kurzhaarige, jungen, mädchen, mit brille, ohne brille, piercing, federboa, halbschuh. stellt euch eine schöne wohnung vor, fügt „besser“ und „skurriler“ hinzu, und ihr wisst, wie es aussah. fondue, salate, saucen, kartoffeln, baguette, wein, bier, sekt; champagner erst punkt zwölf zur begrüßung der beginnenden weihnacht, zeitgleich getrunken mit der enthüllung des weihnachtsbaumes. meterhoch, geschmückt und verschneit. like a happening. musik!

das war gestern und heute. heiligabend am vormittag ist jetzt. auch ich muss noch für die feiertage einkaufen. in logischer konsequenz mache ich mich auf den weg zum metzger, zum einkaufsladen und zum bäcker. spätes frühstück soll es sein. zehnuhrsiebzehn. fleisch; ausnahmen bestätigen die regel. saucen; die schlange im mittelkleinen markt ist ungefähr siebenundzwanzigmal so lang, wie ich es mir vorgestellt habe. zwei menschenketten mit den dazugehörigen waren zeigen sich von regalen umringt. weder links noch rechts erscheint der raum groß genug, um als ein solcher wahrgenommen zu werden. beste voraussetzungen also, um auf zumindest latente aggressionen zu treffen. so denke ich, darf mich aber eines besseren belehren lassen. ich selbst bin zugegebenermaßen zu sehr mit einem gewissen restalkoholgehalt beschäftigt und zu sehr sonniges gemüt, als dass ich auf grund der umstände böse werden könnte. den um mich herum befindlichen menschen scheint es, wenn auch wegen anderer gründe, ähnlich zu gehen. geduldig warten wir in der schlange, fünf, zehn, fünfzehn minuten. die ein oder anderen knüpfen soziale kontakte: kannst du mir mal das wasser herüberreichen? bitte sehr, vielen dank, sehr freundlich. wenn auch mit anderen worten. ich habe lange nicht mehr so viele einander wohl gesonnene menschen auf einem haufen gesehen und gehört. beide sinne sind unerheblich; man spürt es einfach. schön. schöner. schönster. bin ich unhöflich, wenn ich sage, dass die menschen einen einfachen eindruck machen? das volk; es ist nicht so schlecht, wie ich es sehe, oder liegt es nur daran, dass ich nicht den eigentlichen kontakt zu diesen menschen bekomme? was wäre, wenn ich bei dem vorort von lüdenscheid spielte? könnte ich mich hier so bewegen, oder besser warten, bezahlen zu können, wie ich es nun tue? mehr als zweifelhaft. wenn ich unerkannt sein möchte, fahre ich nach dortmund. so schlimm sind die menschen hier gar nicht. was ist fiktion, was realität? mein glaube.