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American PieWas geschah mit Gugliotta?

You both kicked off your shoes

„Ich dachte nicht, dass es gefährlicher wäre als Vitamine“, sagt Tom Gugliotta, Basketballprofi bei den Phoenix Suns. Ein beinahe tödlicher Irrtum. Die Rede ist von einer Nahrungsmittelbeimischung, wie sie in den USA über das Internet, in Fitnesszentren und Health Food Stores (!) vertrieben wird. Die Ärzte des 30-Jährigen glauben, dass dieses Kraftfutter, das Gugliotta von einem Bekannten zur Bekämpfung seiner Schlaflosigkeit empfohlen wurde, für den Schlaganfall verantwortlich ist, den der Spieler am 17. Dezember nach dem Sieg der Suns bei den Portland Trail Blazers im Mannschaftsbus erlitt. Inzwischen ist Gugliotta, dessen Atmung zweimal aussetzte, wieder wohlauf, eingehende Untersuchungen ergaben keinerlei physische Defekte.

„Er ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache“, sagt Richard Emerson, Teamarzt der Suns, über den Nahrungszusatz, der Gamma Butyrolactone (GBL) enthielt, eine Substanz, die zusammen mit zwei verwandten Stoffen von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) mit 144 schweren Erkrankungen, darunter drei Todesfällen, in Verbindung gebracht wird. Die Substanz wird unter verschiedenen Markennamen wie Longevity, Revivarant, Blue Nitro, Firewater oder Invigorate verkauft. Um welches Produkt es sich genau handelte, wollen Tom Gugliotta und die Suns aus Furcht vor rechtlichen Konsequenzen nicht verraten.

„Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas passieren könnte“, erklärte Gugliotta, der eigenen Angaben zufolge sogar Schmerztabletten meidet, den Zusatz aber zuvor schon einmal ohne negative Folgen genommen hatte. Vermarktet wird das Mittel vor allem zum Muskelaufbau und als Schlafmittel nach schweren körperlichen Anstrengungen. „Das ist gefährlicher Stoff“, sagt Dr. Emerson, „meiner Meinung nach reden wir hier über illegale Drogen.“

Offiziell handelt es sich jedoch nur um einen Nahrungszusatz, weshalb die FDA, die in diesem Jahr schon zwei Warnungen vor GBL herausgab, erst dagegen vorgehen kann, wenn das Produkt regulär auf dem Markt erscheint. „Offensichtlich“, meint Richard Emerson, „gibt es hier einige Herausforderungen für unser öffentliches Gesundheitssystem.“ Matti Lieske

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