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Alles schien möglich
Bis vor kurzem träumte Laura (8) noch von einer Karriere als Schauspielerin oder Sängerin. Sie freute sich auf ihren ersten Auftritt in der Schultheatergruppe und glaubte an eine Zukunft als Star. Vielleicht in Hollywood, vielleicht im Fernsehen. Alles schien möglich.
Warum auch nicht? So hübsch wie die Stars in ihrer Lieblingsserie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ist Laura mindestens. Und sie hat bestimmt mehr Talent – aber auch eine treu sorgende Mutter. Barbara Dribbusch ist bei der taz für soziale Themen zuständig und hat ihre Tochter beraten. Seitdem ist der Traum vorbei. „Mama hat mir gesagt, dass man als Schauspielerin, wenn man älter wird, keine Rollen mehr kriegt.“ Es sei zwar ungerecht, dass Frauen so benachteiligt werden, aber wohl nicht zu ändern. Laura solle deshalb lieber einen anderen Beruf ergreifen, mit dem man länger Geld verdienen kann.
Eine schmerzliche Erkenntnis, „aber das fand ich dann auch irgendwie richtig“. Also hat sie den Rat angenommen und neue Pläne geschmiedet: „Am besten wäre vielleicht ein Beruf, in dem man nicht so viel arbeitet und nebenbei ein Buch schreiben kann.“
Denn auch Schreiben macht ihr Spaß. Schon jetzt hat sie immer ein Büchlein und einen Bleistift dabei und notiert sich, was ihr gerade einfällt. Für eine Zeitung zu arbeiten reizt sie allerdings nicht: „Weil man sich da nichts ausdenken kann.“ Vorerst hat Laura eigentlich genug zu tun beim Aufzuschreiben, was sie jeden Tag unternimmt.
Sie spielt Klavier, macht einen Tanzkurs, schwimmt, turnt und will später mal einen Marathon laufen. Jetzt im Winter geht sie am liebsten Eislaufen und Skifahren – ein volles Programm.
Den Zinnober um das „neue Millennium“ hat sie nicht mitgemacht: „Das ist doch unlogisch. Geburtstage feiert man, wenn das Jahr rum ist, aber das Jahr 2000 wird gefeiert, wenn es anfängt.“ Auch die Ängste vor dem drohenden Computercrash fand sie übertrieben: „Ich glaube nicht, dass es gefährlich wird.“ Sorgen macht sich Laura vielmehr deshalb, weil „alles elektronischer wird“. Sie befürchtet, dass in der Zukunft immer mehr Menschen durch Roboter und Maschinen ersetzt werden. Das sei zwar vielleicht manchmal ganz praktisch, aber insgesamt schlecht: „Wenn man jetzt schon so nen großen Aufstand macht wegen der Arbeitslosigkeit, überleg mal, wie das dann erst wird.“ L.W.
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