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Begabter Jugend-Arschkriecher

■ Wieder im Kino: „Le dernier combat“ von Luc Besson

Na, haben Sie nach all den Jahr-2000-Katastrophenszenarien noch Lust auf eine weitere apokalyptische Vision? Eine, die anders als die Armageddons oder „Ends of Days“ aus Hollywood ist und statt mit teurer Pyrotechnik durch große filmische Phantasie und ästhetische Finesse ein Leben nach dem großen Knall ausmalt? Im Kino 46 läuft heute und morgen abend Luc Bessons Debüt „Le dernier combat“ oder „Der letzte Kampf“. An diesem Film kann man erkennen, was aus dem französischen Regisseur hätte werden können, wenn er sein beachtliches Talent nicht so verschwendet hätte.

Einen „grauenhaft demagogischen und ganz und gar unbegabt stupiden Jugend-Arschkriecher“ nannte Marcel Ophuls vor ein paar Wochen in einer taz-Polemik den Regisseur von Designer-Kultfilmchen wie „Subway“, „Le grand bleu“ und „Nikita“. Aber weil es „Le dernier combat“ gibt, muss man zumindest beim „unbegabt“ widersprechen!

Besson lernte sein Metier als Regieassistent des exzentrisch-anarchischen Claude Faraldo, und so wirkt sein eigener erster Film ein wenig wie die Fortsetzung von dessen „Themroc“. Auch in „Le dernier combat“ wird nicht gesprochen, sondern höchstens gegrunzt: Nach dem Weltuntergang sind die paar übrig gebliebenen Menschen ihrer Sprache beraubt, sie leben in den Ruinen der untergegangenen Welt und es herrscht das Gesetz des Dschungels. Die wenigen noch lebenden Frauen werden in Käfigen gehalten, und die Männer sind Krieger, Sammler, Sklaven oder Gejagte in einer dürren, grauen Trümmerlandschaft.

Der namenlose Held des Films ist ein „Mad Max“, dessen Gefühle noch nicht ganz abgetötet wurden, und beim Erzählen seines „letzten Kampfes“ (natürlich um die letzte Frau) sind Besson einige magische Kino-Momente gelungen. So regnet es einmal Fische vom Himmel oder den beiden menschlichsten Figuren des Films gelingt es mit Hilfe eines Gas-Inhalierers, ein paar gestammelte Worte miteinander zu wechseln.

Besson hat hier nichts weiter gemacht, als seine Schauspieler mit zusammengeflickten Kleidern in Trümmern, Abrissruinen, Autowracks und Stranddünen zu filmen, aber gerade damit gelang es ihm, die abgenagten Knochen, aus der diese Welt nur noch besteht, sichtbar zu machen.

Auch der Kontrast zwischen dem grandiosen Scopeformat und dem kargen Schwarzweiß der Bilder gibt allem eine ganz eigene, irritierende Atmosphäre. Zu dem glänzend eingespielten Ensemble gehörte übrigens damals schon Bessons Lieblingsschauspieler Jean Reno (in der Rolle des archetypischen entmenschten Bösewichts) und als Zugabe für das deutsche Publikum gibt es ausgerechnet den sonst immer adretten Fritz (Harry, hol schon mal den Wagen) Wepper als martialischen Anführer eines Räuber-Stammes. Und dieser Auftritt wirkt noch surrealer als die Fische, die vom Himmel regnen! Wilfried Hippen

Bessons Film „Le dernier combat“ ist noch heute und morgen im Kino 46 jeweils um 20.30 Uhr zu sehen

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