: 25 Tote bei schweren Unruhen in Ägypten
Ein Marktstreit löst Kämpfe zwischen Christen und Muslimen aus
Kairo (AFP/ AP) – Bei den schwersten Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen in Ägypten seit rund zwanzig Jahren sind nach Kirchenangaben mindestens 25 Menschen getötet worden. Zehn Bewohner des Dorfes al-Koscheh im Süden des Landes würden noch vermisst, sagte gestern der Bischof der benachbarten Stadt Baljana, Wissa.
Von den Unruhen erfasst wurden am Sonntag Daressalam und Awlad Tok West, wie der Bischof weiter sagte. Nach dem Gottesdienst seien Geschäfte und Häuser von Christen angegriffen worden, sagten Wissa und Augenzeugen. In Awlad Tok West seien 50 Häuser, Geschäfte, Lager und eine Kirche in Brand gesteckt worden. Polizisten hätten in die Menge geschossen. Einige Personen feuerten zurück. Mehr als 30 von der christlichen Minderheit der Kopten betriebene Geschäfte in der Stadt Daressalam seien von Muslimen in Brand gesetzt worden.
Seit Silvester ist al-Koscheh von Sicherheitskräften abgeriegelt, nachdem es dort zu den ersten Zusammenstößen mit Verletzten gekommen war. Auslöser der Zusammenstöße war nach Polizeiangaben ein Streit zwischen einem muslimischem und einem koptischen Marktverkäufer. Der Muslim wollte laut Augenzeugenberichten am vergangenen Mittwoch auf Kredit Stoffe von dem Christen kaufen, was dieser verweigerte. Dabei sollen auch beleidigende Worte gefallen sein. Am Silvestertag kehrte der Muslim mit einem oder zwei seiner Brüder zurück und verlangte vergeblich eine Entschuldigung. Darauf begannen die Muslime zu schießen.
Das Kairoer Innenministerium sprach von acht Opfern in al-Koscheh,wo sich Bewohner von den Dächern ihrer Häuser aus unter Beschuss genommen hätten. Mehrere Personen seien verhaftet worden. Zwei Waffen und Fahrzeuge mit gestohlenen Gegenständen wurden beschlagnahmt, hieß es weiter.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen