: Unerlaubten Bypass gelegt
■ Bundesamt für Seeschifffahrt ahndet 270 Umweltverstöße
Manche Reeder treiben es gar zu dreist. Weil alle Ölleitungen in Schiffen mit Messeinrichtungen versehen sind, mit deren Hilfe genau dokumentiert wird, wo der Schmier- und Treibstoff bleibt, verlegen sie Umgehungsleitungen: Bypässe, die an den Instrumenten vorbei ins Meer führen. 1999 konnte erstmals das Vorhandensein eines Bypasses als Verstoß gegen den Umweltschutz geahndet werden. 270 Bußgelder verhängte das in Hamburg ansässige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) insgesamt an Umweltsünder. Die illegale Entsorgung von Ölresten im Meer ist dabei das häufigste Vergehen.
Verboten sind die Bypässe bereits seit 1983, wie BSH-Präsident Peter Ehlers sagte, als er gestern die Jahresbilanz seines Instituts zog. Aber erst seit dem vergangenen Jahr können Bußgelder verhängt werden, ohne dass das BSH nachweisen muss, dass die Besatzung tatsächlich Öl ins Meer geleitet hat – ein Beweis, der nur schwer zu erbringen ist.
Fünf bis sechs Jahre sei auf internationaler Ebene für diese leicht zu handhabende Bußgeldregel verhandelt worden, sagte Ehlers. Ebenfalls zu einem Bußgeld führt ein fehlerhaft geführtes Öltagebuch, mit dem die Besatzung den Verbleib des Öls dokumentieren muss. Weist es Lücken auf, geht der Verordnungsgeber davon aus, dass das Meer verschmutzt wurde. Vom Schweröl bleibe immer ein Prozent als Rückstand im Schiff. Der verantwortliche Kapitän muss nachweisen, was er mit dem Rest gemacht hat.
Das BSH erstellt Seekarten des deutschen Teils von Nord- und Ostsee. Es untersucht ständig die Wassertemperaturen, Strömungen, Schad- und Nährstoffgehalte der beiden Meere, führt das Register der Seeschiffe unter deutscher Flagge und bietet Service rund ums Meer an. Als nächstes soll beispielsweise ein Wetterservice für Ostseefähren erprobt werden. „Das ist eine der Langfolgen des Untergangs der Estonia“, sagte Ehlers. Bis 2002 soll ein Drittel der zurzeit 925 BSH-MitarbeiterInnen am Zweitsitz des Amtes in Rostock arbeiten. Gernot Knödler
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