Gratwanderung mit Gratwandernden

■ Sieben Borderline-Patienten am ZKH Ost wissen nicht wohin / Entgegen aller Absprachen wird die Station frühzeitig geschlossen

Im Moment „rotieren“ hier alle, sagt Roland Dykmann, Sprecher der Borderline-Patienten am Krankenhaus Ost. Denn die Station für Patienten, die an einer Persönlichkeitsstörung zwischen Neurose und Psychose leiden, wird schon Ende Januar geschlossen. Und nicht wie ursprünglich geplant zum ersten Juli. „Das blockiert die Leute total: Wir müssen uns umstellen, was Neues suchen, und trotzdem die Therapien machen.“

Hintergrund für die vorzeitige Auflösung ist ein personeller Engpass auf der Station: Eine der beiden Psychologinnen hat zum Februar gekündigt. Aber mit der verbleibenden halben Stelle ließe sich das Angebot auf der Station 24 nicht mehr Aufrecht erhalten.

Nach dem Landeskrankenhaushaltsplan sollen Teile des Krankenhaus Ost geschlossen werden. Dafür soll es ab Juli eine neue Station für Borderline-Patienten in der Privatklinik Dr. Heines geben. Aber der geplante Übergang bis dahin vollzieht sich beim Krankenhaus Ost nicht so glatt wie ursprünglich gehofft: Eine Übernahme der Mitarbeiter durch die Privatklinik hat nicht geklappt, erklärt Direktor Peter Kruckenberg. Statt dessen hätten die hochspezialisierten Mitarbeiter nach neuen Jobs gesucht – und gefunden. Schwierig sei der Übergang vom öffentlichen zum privaten Träger ohnehin. Zudem habe Heines ein anderes Konzept.

Hinzu kommt, dass das Krankenhaus Ost mittlerweile weniger Borderline-Patienten habe. Und die Betreuung einer Handvoll Patienten sei kaum lohnenswert, so Kruckenberg. Schon jetzt sei die Gruppe mit sieben Patienten nur halb so groß wie in früheren Jahren. „Der Auslauf ist daher gut nutzbar.“

Als Patientensprecher Dykmann im Dezember in die Klink kam, wusste er zwar, dass die Station geschlossen werden sollte – aber erst zum Juli. Aber schon ein paar Tage später kündigte die Psychologin. Und kurz vor Weihnachten kam die Nachricht, dass die Station geschlossen würde. Jetzt fürchten die sieben Patienten um die Zukunft ihrer Therapie, die einige erst Ende Februar abschließen würden.

„Die Situation ist schwierig für die Patienten“, erklärt zwar auch Chefarzt Armand Hingsammer. Die Klinik hätte allerdings frühzeitig mit den Patienten gesprochen und Alternativen angeboten: Weiterbehandlung im neurologischen Institut der Klinik, ambulante Therapie oder bei in die Klinik Dr. Heines. Keinen dieser Vorschläge hält Dykmann für akzeptabel. Da gebe es ein anderes Gruppenmilieu. Und zum Teil nur eine Pflegebetreung bis in die Nachmittagsstunden.

In einem Schreiben an die Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD) haben die Borderline-Patienten jetzt auf ihre Situation hingewiesen. Ein Antwortschreiben sei derzeit aber noch in Arbeit, erklärt Jörg Henschen vom Sozialressort.

In zwei Jahren sollen auch die beiden Drogenstationen an die Klinik Dr. Heines gehen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits: Personell hofft man den Übergang 2002 glatter hinzubekommen. Dann sollen Mitarbeiter des Krankenhauses Ost zu Dr. Heines mitwechseln. Zudem sei denkbar, dass Ärzte von Heines kurzfristig bis zur Schließung einspringen. pipe