: Millionen der Sponsoren bringen Lizenzprobleme
■ Hertha BSC und 1. FC Union haben Stress mit dem DFB. Denn ihre Geschäftspartner könnten sich zu stark in den Klubs engagieren
Wenn derzeit die Verantwortlichen der Berliner Fußballvereine Hertha BSC sowie 1. FC Union über den Lizenzunterlagen für die kommende Spielzeit 2000/2001 brüten, kriechen in ihnen unangenehme Erinnerungen hoch. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) könnte unangenehme Fragen stellen, die längst beantwortet schienen: Wie hältst du es mit deinem Vermarkter?
Der Lizenzgeber DFB ist misstrauisch geworden gegen die Marketingpartner der beiden Berliner Klubs. Herthas Ufa Sports, eine Bertelsmann-Tochter aus Hamburg, ist beim Verband unten durch. Denn die Sportagentur engagiert sich auch beim Hamburger SV und war dort offensichtlich in einen Putsch gegen den designierten Vereinsvorsitzenden Werner Hackmann verstrickt. Dieser sei der Ufa zu unabhängig gewesen, heißt es. Also, so der mutmaßliche Fuballkrimi, sollen von der Ufa bezahlte Radaumacher auf der Mitgliederversammlung des HSV am 22. November lautstark Front gemacht haben gegen Hackmann. Vergebens. Ufa-Geschäftsführer Bernd Hoffmann entschuldigte sich bei den Betroffenen und feuerte den hauseigenen Pressesprecher.
„Das hat sich kein Pressesprecher allein ausgedacht“, wettert HSV-Sportdirektor Holger Hieronymus. Die Ufa – eine Horde wild entschlossener Putschisten? Dann müsste sich Hertha aber vorsehen. Beim Berliner Bundesligisten fungiert die Ufa seit 1994 als Komplettvermarkter (außer Tikket- sowie Fanartikelverkauf). Der Vertrag wurde gerade bis 2009 verlängert. Robert Schwan, Aufsichtsratschef von Hertha, versucht die Befürchtungen, das Finanzkapital wolle den Sport notfalls auf krummen Touren einsakken, nachhaltig zu zerstreuen. „Bei uns wäre das nicht möglich. Wir haben die Angelegenheiten von vornherein geklärt. Die Ufa besorgt Sponsoren und Geschäftspartner, alles andere ist unsere Sache. Ich bin mit der Ufa als Partner zufrieden.“
Der DFB offensichtlich nicht. „Wir müssen darüber reden, ob unsere Vorschriften ausreichend sind“, droht Verbandsdirektor Wilfried Straub. Bereits im Oktober 1998 musste der Verband einschreiten, schon damals war Hertha über die Ufa betroffen. Weil die Sportagentur auch bei anderen Bundesligisten in den höchsten Vereinsgremien vertreten war, witterte der DFB Manipulationsgefahr auf dem grünen Rasen. Die Ufa zog ihre Leute sukzessive aus den Schaltstellen zurück, über die Sache schien bis zum „Fall Hackmann“ Gras gewachsen.
Auch im Südosten Berlins ist man sich seiner Sache nicht mehr so sicher. Zwar vermeldete der Drittligist 1. FC Union aus Köpenick Anfang 2000 stolz, der Klub sei nach einer jahrelangen Pleitenstrecke endlich schuldenfrei. Aber dafür steht der De-facto-Herrscher im Stadion „Alte Försterei“ in der Wuhlheide beim DFB unter Observation: Michael Kölmel, Kino-Tycoon aus München („Kinowelt AG“) mit einem Hang zum Fußball. Der Fußballfan, der sich damit brüstet, dass ihn der DFB zunächst nicht ernst genommen hat, kaufte mittels seiner Sportwelt GmbH vorzugsweise „Kultklubs“ aus der früheren DDR, die sich finanziell übernommen hatten. Über eine Vermarktungs-GmbH sichert sich Mehrheitseigner Sportwelt die Filetstükke seiner Kunden, unter anderem die begehrten TV-Rechte. So auch bei Union, dessen Schuldenstand 1994 zeitweise 14 Millionen Mark betrug.
„Meine Verträge werden kontrolliert wie die anderer Sponsoren auch“, behauptet Kölmel. Trotzdem befürchtet Union-Präsident Heiner Bertram in dem anlaufenden Lizenzverfahren zur 2. Bundesliga, „dass wir besonders eingehend auf Herz und Lunge geprüft werden.“ Wie bereits in der vorigen Saison, als Union-Manager Bernd Hofmann vor der endgültigen Entscheidung nochmals vor das Vergabetribunal in Frankfurt am Main zitiert wurde. Auch diesmal dürften die Köpenicker nachsitzen müssen, obwohl DFB-Sprecher Michael Novak die Angelegenheit herunterspielt: „Zu laufenden Lizenzfragen geben wir grundsätzlich keine Stellungnahme ab.“ Jürgen Schulz
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