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SchnittplatzSoap 2000

Das Ende des 20. Jahrhunderts war u. a. auch das Ende der Qualität. Gleichzeitig war unsere Jahrhundertwende ein Aufbruch in Sachen Ansehnlichkeit. Eine Offenbarung.

Aber der Reihe nach: Es gibt verschiedene Gründe, warum die Qualitäts-Soap „Mallorca“ (Pro 7) in der Silvesternacht ein finaler Y2K ereilte – auch wenn die Seifenopernfabrikanten weiterhin das gleichnamige Eiland bevölkern und auf ein Leben nach dem Tod hoffen, wie wir demnächst vielleicht (nicht im Mallorca Magazin!) nachlesen können. Doch wer will schon den Schnee von gestern aufwärmen...

Was bleibt, sind also verwässerte Erinnerungen an zwanglose Erzählstränge und wunderbar ausgeleuchtete Fincas, durch deren Fensterläden warme Nachmittagssonnensimulationen in die Kulissen drangen – und die Erkenntnis, dass Vorabendgukker (und natürlich Pro-7-Programmleiter Ludwig Bauer) mit hochwertig-eitlem Sonnenschein wenig anzufangen wissen.

Im ARD-Vorabend hingegen war die alte Zeit bis Dienstag optisch, inhaltlich und temporal noch alles 1999. Dann aber war’s so weit, durfte die „Verbotene Liebe“, was „Mallorca“ verwehrt blieb: ins Jahr 2000. (Und wenn der Live-Fußball im Dezember den Handlungsablauf nicht hinausgezögert hätte, wären die seifigen Jubelkorken sogar eine Woche früher – rechtzeitig zum Millenniumevent und pünktlich zum fünfjährigen Serienjubiläum – geknallt. Aber egal.)

Und es war sooo schön! Nein, wirklich: „VL“ feierte sich und die Zeitenwende und zeigte, wozu ein Billigformat fähig ist: zu anrührenden Szenen am Krankenbett nämlich (Kati & Heino), zu flüchtig-vielsagenden Wangenküssen in Slowmotion (Charly & Arno), cremeweißen 20er-Jahre-Erscheinungen (Caroline), traurigen Blicken (ach, Erika), einem, wenn man sich drauf einläßt, erschütternden Cliffhanger und so viel Mühe ...

Das Aldi-Prinzip (billig und gut) wehte vom Mittelmeer bis an den Rhein. Und wir erschaudern: Die „Verbotene Liebe“ feiert Silvester als Qualitäts-Soap. Und damit ihren Untergang?

Christoph Schultheis

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