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DDR-Doper höher bestraft

15 Monate auf Bewährung und 7.500 Mark Buße für Arzt der Schwimmerinnen

Berlin (rtr) – Gegen den früheren Chefarzt des DDR-Schwimmverbandes, Lothar Kipke, ist gestern mit einer Strafe von einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung das bislang höchste Urteil wegen Dopings im DDR-Leistungssport verhängt worden. Das Berliner Landgericht legte Kipke dazu eine Geldbuße von 7.500 Mark auf. Die Richter sprachen ihn der Körperverletzung in 58 Fällen schuldig. Bislang wurden in Prozessen um DDR-Doping Geld- oder Bewährungsstrafen bis zu einem Jahr verhängt.

Kipke habe in „hervorgehobener Position“ innerhalb des DDR-Dopingsystems gewirkt, hieß es. Die heimliche Vergabe von Anabolika auch an Kinder sei eine Körperverletzung mit besonders niederträchtigem Charakter, sagte der Vorsitzende. Die Hormonvergabe führe bei den minderjährigen Schwimmerinnen zu Stimmvertiefungen, verstärkter Körperbehaarung oder Rückbildung der Brüste. Strafmildernd wurde dem Angeklagten sein Geständnis angerechnet. Kipke hatte seine Mitverantwortung für die systematische Hormonvergabe seit Mitte der 80er gestanden. Von möglichen gesundheitlichen Schäden der Präparate will er jedoch erst fast zehn Jahre später erfahren habe. Kipke gab zu, dass die Anabolikapillen heimlich als angebliche Vitamine verabreicht und Minderjährige oder ihre Eltern über die Dopingpraxis nicht informiert wurden.

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