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Nun jammert der Konten-Prinz

■ Der ehemalige Schatzmeister der hessischen CDU, Prinz Casimir zu Sayn-Wittgenstein, hält sich für einen nach wie vor ehrenhaften Zwecklügner

Die große Sippe der Sayn-Wittgensteins gehört zum Hochadel und ist ein umtriebige Familie in vielerlei Metiers. Der Spross Prinz Casimir Johannes Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ist in Frankfurt geboren, gelernter Kaufmann und Großindustrieller. Für die hessische CDU war der heute fast 83-jährige alte Herr mit der massigen Figur eines Landjunkers ein wahrer Segen. 1970 trat er in die Partei ein. Seit 1976 amtierte er als Schatzmeister ohne Salär und akquirierte ebenso ehrenamtlich Spenden für die Konservativen aus den feinsten Kreisen.

Sayn-Wittgenstein kannte sich als Vorstandsmitglied der Frankfurter Metallgesellschaft auf dem Parkett der Hochfinanz bestens aus. Sein Ruf machte es ihm leicht, das von ihm selbst in der Schweiz und Liechtenstein gebunkerte CDU-Geld auch wieder zurück ins Land zu holen. Ihm glaubte man es durchaus, dass er die Millionensummen aus Erbschaften betucht verstorbener Millionäre bekommen hatte, „out of the blue“, aus heiterem Himmel, sagte er noch im Dezember, sei der finanzielle Segen über ihn und seine Christdemokraten gekommen.

Sayn-Wittgensein galt als honoriger, großzügiger Mann. Er half schließlich nicht nur der CDU. Auch die Umweltstiftung WWF und das Frankfurter Institut für Gemeinwohl, das soziale Einrichtungen unterstützt, kamen seit den Achtzigerjahren in den Genuss von durch ihn beschafftem Mäzenatengeld. Als WWF-Ehrenpräsident frönte er der Neigung zu Wald und Flur, die etlichen seiner Familienmitglieder zu eigen ist. Auch eine gewisse Philanthropie liegt in der Familie, deren derzeitiges Oberhaupt, Prinz Richard Casimir, verheiratet mit Prinzessin Benedikte von Dänemark, ebenfalls als Stifter bekannt und am Familiensitz Berleburg in Westfalen als solcher sehr beliebt ist.

Der hessische Verwandte ist seit Freitag nicht mehr zu sprechen. Sein Hof in der mittelhessischen Wetterau ist verwaist, wartende Journalisten werden von seinen Angestellten vertrieben. Vorher aber legte Sayn-Wittgenstein durchaus noch Wert darauf, weiterhin als Ehrenmann zu gelten. Ein Lügner zwar, aber auch ein zerknirschter Sünder. Er habe, sagte er am Freitagnachmittag – noch ehe Ministerpräsident Roland Koch ihn öffentlich bloßstellte – zwei Sonntagszeitungen, nur der Partei nützen wollen. Wer damals, 1983, auf die Idee mit den Erben gekommen sei, wisse er nicht mehr: „Das ist so lange her.“ Aber er sei sicher, dass Manfred Kanther zwar anfangs etwas vom Transfer, am Ende aber nur er und Finanzverwalter Horst Weyrauch wirklich alles gewusst hätten. Er habe schließlich, barmte der Prinz, schließlich „niemandem geschadet“. Dass er jetzt der Böse sei, damit müsse er, ganz fürstliche Contenance wahrend, nun eben leben. Der Prinz lamentiert mit der Wehleidigkeit des Erwischten: „Solange alles gut geht, ist man immer der Feine.“ Und verabschiedet sich mit preußischer Eigenehrenrettung: „Ich habe doch immer nur versucht, der Allgemeinheit zu dienen.“ Heide Platen

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