■ Mit Umtauschgebühren auf Du und Du: Banken zocken ab
Hamburg (taz) – Die Europäische Kommission will gegen mehrere europäische Großbanken ein Kartellverfahren eröffnen. Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte in einem Interview mit der Welt am Sonntag, der Verdacht, dass Banken rechtswidrige Preisabsprachen getroffen haben, scheine sich zu bestätigen. Man werden dem „so rasch wie möglich ein Ende setzen“. Wahrscheinlich wären auch die Deutsche und die Dresdner Bank von einem solchen Verfahren betroffen.
Die EU-Kommissare verdächtigen die Institute seit langem, unerlaubte Kartellabsprachen getroffen zu haben, um überhöhte Gebühren für den Umtausch von Euro-Währungen zu kassieren. Die Banken müssen bei einer Verurteilung mit hohen Geldstrafen rechnen.
Bereits vergangenen Februar durchsuchten Mitarbeiter der in Brüssel zuständigen Generaldirektion IV die Zentralen von acht Kreditinstituten in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sowie die Räume des Bankenverbandes in Brüssel. „Das ist eine sehr klare Warnung an die Banken!“, drohte damals der oberste Wettbewerbshüter, EU-Kommissar Karel van Miert. „Auch bei den Preisen muss es Wettbewerb geben.“
Angesichts der niedrigeren Umtauschpreise in vielen anderen europäischen Staaten dürfte sich die jetzige EU-Attacke vornehmlich gegen hiesige und französische Geldinstitute richten. Deutsche und Dresdner Bank dementieren allerdings die Vorwürfe.
Tatsächlich zeigt eine Marktübersicht für 1999 in der Bundesrepublik eine erstaunlich einheitliche Preisfront: Berliner, Deutsche oder Dresdner Bank verlangen ebenso drei Prozent Gebühr wie die Kölner Bank oder die bayerische HypoVereinsbank. „Ich kann nicht erkennen, dass die Umtauschgebühren billiger geworden sind“, so Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber der taz. Die deutschen Banken betrieben „Abzockerei“. Der Jurist verweist auf billigere Gebühren im Ausland. Spanische oder belgische Banken begnügen sich oft mit einem Prozent, manchmal werde in Portugal oder den Niederlanden das Geld gar umsonst getauscht. Sobald der Euro als einziges Zahlungsmittel eingeführt ist, werden diese so genannten „Transaktionskosten“ sowieso wegfallen.
Hermannus Pfeiffer
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