Schöner Wohnen in Norderstedt

■ Der Hamburger SV setzt auf die Jugend und baut ihr ein schmuckes Eigenheim

Ein Schmuckstück hat sich der Hamburger SV für seine zukünftigen Talente auf das Gelände gesetzt, welches den Vergleich zu Internaten anderer Bundesligisten wahrlich nicht scheuen muss. Die Frage, ob auch Wohnungen im Internatskomplex zu vermieten seien, wird von Internatsleiter Ralf Schehr mit einem Lächeln verneint. Die 15 Appartements mit freiem Blick auf die Paul-Hauenschild-Sportplätze sind für Fußballer gedacht. Die Dortmunder Borussia, deren Jugendmannschaften regelmäßig um die Deutsche Meisterschaft mitspielen, oder der SV Werder Bremen, der im Norden den Jugendfußball dominiert, haben es vorgemacht. Nun versucht Hamburg, sie zu übertreffen.

„Nicht der Einzelne zählt, sondern das Ganze“, erläutert Schehr das zum Greifen nahe Ziel. Bis Herbst 1999 war der 46-Jährige noch Trainer der Amateure des HSV, doch „das war nur übergangsweise. Die Internatsleitung war von Anfang an das Ziel.“ Als „die große Aufgabe“ im Herbst zum „Full-time-job“ wurde, übergab er das Traineramt an Stefan Böger. Zusammen mit ihm, A-Jugend-Trainer Schröder, Sportchef Hieronymus und Cheftrainer Pagelsdorf will Schehr sich für die reibungslose Arbeit im Internat einsetzen.

Noch sichtet der HSV Talente, die nicht nur gut Fußball spielen, sondern wirklich sicher sind, dass sie Profis werden möchten. Zwar werden sie das Internat verlassen müssen, sobald sie 18 sind, allerdings ist es selbstverständlich das Ziel, aus den Jungen bundesligataugliche Spieler zu formen. Viermal wird in der Woche trainiert. „Wie es unsere Jugendmannschaften jetzt auch schon machen“, erklärt Schehr, „einen freien Tag müssen sie allerdings haben.“ Und auch auf die schulischen Leistungen seiner Schützlinge wird der Internatsleiter ein Auge haben. „Sollten die Leistungen absacken, müssen wir uns zusammensetzen und reden. Das gilt für den sportlichen und den schulischen Teil. Das Leben hier wird schließlich kein Urlaub sein.“

Nichts ist von den Planern unbedacht gelassen. Eine Betreuerin, die auch Ersatzmutter für die 15 bis 18-Jährigen ist, wird zwar noch gesucht. Es ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis die gefunden ist. Auch ein Pädagoge für etwaige Nachhilfestunden steht zur Verfügung. Die Zusammenarbeit mit zwei Schulen, dem Gymnasium Heidberg und der Gesamtschule Langenhorn, ist geklärt. So sieht man dem Einzug der Talente ziemlich gelassen entgegen.

16 Jahre hat der ehemalige Verbandstrainer bereits im Leistungszentrum gearbeitet und weiß, wie er mit Jugendlichen umzugehen hat. Sollte einer der angehenden Profis trotzdem nicht heimisch werden oder gar von einem anderen Verein viel Geld geboten bekommen, kann er das Internat verlassen. „Wenn der Spieler nicht bleiben will, werden wir nicht betteln. Wir können inzwischen so großkotzig sein und werden kein Problem dabei haben, uns ein neues Talent ins Haus zu holen“, weiß Schehr.

Der 46-Jährige hatte vor wenigen Monaten noch Probleme, Spieler ins Internat zu locken. „Wir konnten damals nur Skizzen vom Gebäude zeigen, wenn andere Vereine mit der Hausordnung oder dem Speiseplan ankamen.“ Inzwischen hat sich das geändert. Anstelle der Skizzen kann der HSV jetzt mit einem schmucken Gebäude und schönen Trainingsplätzen bei den Familien der Spieler vorstellig werden.

Und die derzeitigen Profis üben mit ihrem erfolgreichen Kick auch eine Anziehungskraft auf Talente aus. „Der HSV zieht Jugendliche an“, ist Schehr sich sicher. Auch wenn sie in Norderstedt wohnen müssen.

Stefanie Pape