: Fischers Fritze fischt verseuchte Fische
■ Greenpeace: Mehr TBT in Nordsee-Flundern als in T-Shirts
Flundern aus der Nordsee sind laut Greenpeace erheblich mit TBT (Tributylzinn) belastet. Auch in Nordsee-Miesmuscheln fänden sich bedenkliche Konzentrationen des Giftes und anderer Organozinnverbindungen. Spezialmessungen zeigten: Auch das Braten der Fische reduziere die Belastung nicht. Das sei das Ergebnis einer Greenpeace-Untersuchung. Die TBT-Werte der Nordseeflundern lägen danach meist höher als die kürzlich in Kleidungsstücken gefundenen Konzentrationen.
Laut Greenpeace ist die deutsche Chemieindustrie für 80 Prozent der Weltproduktion an TBT verantwortlich. Der Umweltverband fordere seit Jahren, die Produktion und Anwendung zu verbieten. „Obwohl Alternativen vorhanden sind, weigern sich die Branchen, auf das Gift zu verzichten“, erklärte Greenpeace-Experte Manfred Krautter.
Greenpeace hatte Nordsee-Flundern vom TBT-Speziallabor GALAB untersuchen lassen. Die Belastung der Flunder-Filets lag bei 1,4 bis 2,4 Mikrogramm TBT pro Kilogramm (Messwert als Zinn). In den Filets von Ostsee-Schollen und Sylter Miesmuscheln wurden TBT-Konzentrationen von jeweils 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm sowie andere Organozinnverbindungen gefunden. TBT-Experte Jürgen Kuballa, der die Fische untersucht hat: „Die von uns gefundenen Gehalte in Nordseeflundern sind Besorgnis erregend. Für Menschen, die sie häufiger essen, besteht langfristig die Gefahr einer Gesundheitsgefährdung.“
TBT gehört zu den giftigsten Stoffen, die jemals hergestellt und in die Umwelt entlassen wurden. Dennoch existiert bis heute kein europäischer Grenzwert für TBT und die anderen hochgiftigen Organozinnverbindungen für Meerestiere. TBT tötet in kleinsten Mengen Algen oder Muscheln und wird in Schiffsfarben gegen Bewuchs der Rümpfe eingesetzt. Es kann das Immunsystem des Menschen und sein Hormonsystem schädigen. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen