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Straßenkampf in Grosnys Zentrum

■ Russische Truppen rücken weiter in die tschetschenische Hauptstadt vor. Vermisster General ist angeblich tot. Präsident Putin ernennt einen neuen Oberkommandierenden

Grosny/Moskau (AP/AFP) – Die russischen Streitkräfte stoßen nach eigenen Angaben immer weiter ins Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt Grosny vor. Wie das Pressebüro der Truppen im Nordkaukasus gestern mitteilte, setzten sie sich dabei gegen den erbitterten Widerstand der Rebellen durch. In unbeheizten Kellern der Stadt erfroren seit Freitag mindestens 37 Zivilpersonen, wie die Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf das tschetschenische Gesundheitsministerium berichtete.

Die russischen Truppen beherrschen nach eigenen Angaben inzwischen ein Drittel Grosnys. Sie kämpften sich Meter um Meter in das Stadtzentrum vor, das weiter von Rebellen beherrscht wird, wie die Armee mitteilte. Schwere Straßenkämpfe seien aus allen vier Stadtbereichen Grosnys gemeldet worden, erklärte die Armee. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete von heftigen Kämpfen in der Umgebung des Minutkaplatzes im Stadtzentrum, der noch von den Rebellen gehalten wird.

Wie die für Tschetschenien zuständige Abteilung des russischen Katastrophenschutzministeriums gestern mitteilte, verließen seit dem Vortag 516 Bewohner Grosny. Die Flüchtlinge würden in Lagern des Ministeriums in verschiedenen Orten oder bei Verwandten untergebracht.

Heftige Gefechte wurden am Wochenende weiter aus der Argun-Schlucht im Süden des Landes gemeldet, wo sich tausende Rebellen verschanzt haben sollen. Einige hundert sollen dort versucht haben durchzubrechen. Sie seien aber mit hohen Verlusten zurückgeschlagen worden, berichtete ITAR-TASS.

Nach Angaben des russischen Kommandeurs Kasanzew vom Samstag wurde der tschetschenische Präsident Aslan Maskhadow bei Kämpfen in der Schlucht verwundet. Die tschetschenische Seite nahm zu diesem Bericht bis gestern nicht Stellung.

Der seit Dienstag in Tschetschenien vermisste russische General Michail Malofejew ist nach russischen Angaben tot. Sein Leichnam sei gestern am Ort seines letzten Gefechtes in Grosny gefunden wurden, sagte Präsidentensprecher Sergej Jastrschembski laut Nachrichtenagentur Interfax. Der stellvertretende tschetschenische Regierungschef Mowladi Udugow hatte dagegen am Samstag erklärt, der General befinde sich in tschetschenischer Gewalt. Er sei „gesund und in Sicherheit“ und befinde sich „an einem sicheren Ort“.

Der amtierende russische Präsident Wladimir Putin ernannte unterdessen Generaloberst Wjatscheslaw Tichomirow zum neuen Oberkommandierenden der 250.000 Mann starken Truppe des Innenministeriums. Er löst Generaloberst Wjatscheslaw Owtschinnikow ab. Beide dienten im ersten Tschetschenienkrieg 1994 bis 1996 als Kommandeure. Ein Grund für die Umbesetzung wurde nicht genannt.

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