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„Danke für die Glasperlen“

Auf Einladung von Studentinnen diskutierte ein hochkarätiges Podium die Entschädigung der Zwangsarbeiter. Grüner kritisiert Opferverbände

Die Entschädigung der Zwangsarbieter sorgte am Mittwochabend auch in Kreuzberg für Diskussionsstoff. Drei Studentinnen der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (FHTW) hatten auf eigene Kosten ein hochkarätig besetztes Podium im Kato am U-Bahnhof Schlesische Straße zusammengestellt.

Der NS-Nachfolgestaat BRD schulde den Zwangsarbeitern des Dritten Reiches etwa 180 Milliarden Mark an Lohn, rechnete der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Kuczynski vor. Dennoch müsste ein Konzern wie DaimlerChrysler – sollte er seinen Anteil bezahlen – lediglich sechs Wochen auf Gewinn verzichten.

Gerhard Wahl von der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft sah das naturgemäß anders. Das Aufbringen der 5 Milliarden, die die Wirtschaft dem Fonds beisteuern will, bezeichnete er als schwierig, zumal noch um die 2.500 Firmen der Stiftungsinitiative nicht beigetreten seien.

Doch das, so ungewöhnlich geschlossen die Reaktion auf dem Podium, liege vor allem am fehlenden Druck auf die Firmen. Von den Bundestagsabgeordneten der PDS, Ulla Jelpke, bis CDU, Wolfgang Bosbach, verurteilten alle die sich entziehenden Firmen. Während sich jedoch Bosbach um die „Ehre der Nation“ sorgte, ging es anderen vor allem um baldige Zahlung. Jelpke betonte, dass sich mit jedem Tag auch die Zahl der Opfer verringert. Sie vermutete, das sei auch das Ziel der langen Verhandlungen. Ähnlich äußerte sich Günter Saathof, Bundestagsabgeordneter der Grünen. Doch bestand er darauf, dass die Opferverbände selbst das Verfahren gefährden würden. Zudem warf Saathof ihnen Geldgier vor. Vor allem mit der permanenten Betonung der finanziellen Forderungen „der Juden“ in den USA begab sich Saathof in eine gefährliche Nähe zu antisemitischen Kreisen. Klages wies ihn darauf hin, dass diese Form der Schuldverschiebung merkwürdig sei. Einzig die deutsche Seite feilsche hier.

Dank der zynischen Arithmetik Saathofs vergaß man zusehends die moralische Dimension. So durfte der Stiftungsvertreter Gerhard Wahl damit hausieren gehen, dass sich ZwangsarbeiterInnen bei ihm bedankten. Offensichtlich hält sich die Wirtschaft noch immer für großzügig. „Für Glasperlen haben sie sich auch bedankt“, rief ein Zuhörer, auf andere Sklaven und ihre Halter anspielend.

Zum Ende der Diskussion kam es daher auch nicht einmal zu einem Burgfrieden. Immerhin war man sich einig, dass das Thema längst nicht die Öffentlichkeit hat, die es verdient. Was ein Blick in den Saal bestätigte. Nur etwa 50 ZuhörerInnen hatten sich eingefunden. Jörg Sundermeier

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