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Rätselraten über Fugmanns politisches Comeback

Die frühere Finanzsenatorin, von den Berliner Genossen in die Wüste geschickt, gilt als heiße Favoritin für die Nachfolge des nordrhein-westfälischen Finanzministers Schleußer

Sie hat es sichtlich genossen. Knapp zwei Monate nach ihrem erzwungenen Abtritt von der Senatsbühne war Annette Fugmann-Heesing gestern wieder die gefragteste Frau im Berliner Landesparlament. Nach dem Rücktritt des nordrhein-westfälischen Finanzministers Heinz Schleußer wird die SPD-Politikerin als heiße Nachfolge-Favoritin gehandelt. Frohgemut sprach sie in alle Kameras und Mikrofone, mit kleinen Variationen, den immer gleichen Satz: „Dazu sage ich nichts.“

Manches spricht dafür, dass die 45-Jährige in Düsseldorf zum dritten Mal Finanzministerin eines Bundeslandes werden könnte, nach ihren Stationen in Wiesbaden und Berlin. So hatte die ebenfalls als mögliche Schleußer-Nachfolgerin genannte parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Barbara Hendricks, Ambitionen auf das Amt gestern nachmittag ausdrücklich dementiert. Fugmann-Heesing stammt aus Nordrhein-Westfalen und hatte bereits in den Achtzigerjahren in der Düsseldorfer Staatskanzlei gearbeitet.

Nachdem Fugmann-Heesing in der vergangenen Wahlperiode das politische Geschehen in Berlin weitgehend bestimmt hatte, kann sich auch in der Hauptstadt kaum jemand vorstellen, dass sie ihre politische Laufbahn als einfache Abgeordnete und Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses beschließt. Auch eine Kandidatur für den SPD-Landesvorstand wäre für sie wohl eine Nummer zu klein. Ein Ministerposten im größten Bundesland, das mehr Einwohner hat als alle Ost-Länder zusammen, wäre dagegen ein deutlicher Karrieresprung.

Allerdings gab es auch immer wieder Gerüchte, statt einer neuen politischen Aufgabe werde Fugmann-Heesing in Kürze einen Managerposten in der Wirtschaft übernehmen. Nach dem Rücktritt in Hessen und der Abfuhr in Berlin mögen manche Beobachter nicht mehr an das politische Talent der hoch intelligenten Sozialdemokratin glauben, die schon im Studium mit exzellenten Leistungen brillierte. Ein Wechsel nach Nordrhein-Westfalen wäre für sie obendrein mit dem Risiko verbunden, dass die SPD bei den anstehenden Landtagswahlen wegen der Flugaffäre eine Schlappe erleidet. Dann müsste sie nach nur drei Monaten wieder abtreten.

SPD-Landeschef Peter Strieder, der Fugmann-Heesing beim Senatspoker hatte ins Messer laufen lassen, antwortete nur mit einem dürren „ja“ auf die Frage, ob er einen Verbleib der Ex-Senatorin in der Berliner Landespolitik wünsche. „Soll ich dem Ministerpräsidenten Clement eine Kabinettsliste zusammenstellen?“, fragte Strieder. Ralph Bollmann

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