„Berliner Kutscher“ und „türkische Paschas“

Rechts oder nicht? Im Kampf um die Taxi-Kunden will sich ein neuer Anbieter etablieren

Deutsche Taxifahrer für deutsche Kunden. 5.000 Flugblätter mit dieser Message verteilte der Taxifahrer Bernhard Weidner in der Stadt. „Wer einen echten Berliner Kutscher haben will, soll keinen aus Ankara oder Beirut bekommen“, hieß es da. Taxifahrerinnung und Taxirufzentralen distanzierten sich entschieden von Weidner.

Am Donnerstagabend hatte Weidner in eine Gaststätte in Pankow geladen, um seinen geplanten Taxiruf „Berliner Kutscher“ vorzustellen. Ganze 15 Kollegen waren gekommen, um sich über das Projekt, für dessen Finanzierung mindestens 200 Fahrer nötig sind, zu informieren. Gleich am Anfang widersprach Weidner dem Vorwurf der Diskriminierung: „Niemand hier ist ausländerfeindlich“, sagte er. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, scherzte ein Taxifahrer. Es gehe ihm um „Kundenwünsche nach deutschen Fahrern“.

Mit seinen weiteren Ausführungen – „Das Flugblatt war nicht für die Medien gedacht“ – konterkarierte Weidner jedoch seine Eingangsbeteuerungen. Auch das Schreiben, das er an türkische Taxiunternehmer geschickt hat, liest sich seltsam. Darin fordert er „keine Ausländerdiskriminierungsdiskussion vom Zaune zu brechen“. Um die Anwesenden von seiner Idee zu überzeugen, zitierte er erneut die Geschichte von den toten Tante-Emma-Läden und der „Übernahme“ durch türkische Händler. „In genau dieser Situation befindet sich unser Gewerbe“, schimpfte er, „man kann sich da ruhig wehren und den eigenen Markt zurückgewinnen.“

Auch wenn man die Anwesenden keineswegs als verkappte Rechte bezeichnen kann und Weidners These verlorener Märkte kaum auf Resonanz stieß, wussten viele ein Liedchen von „Kundenwünschen nach deutschen Fahrern“ zu singen. „Da lässt sich ein X nicht vor ein U machen“, sagte einer. „Wir haben ja keinen Arierfunk, sondern der Gast soll wissen, er fährt mit einem Berliner“, ein anderer.

Auf die Frage, was denn eigentlich ein „Berliner Kutscher“ sei, hieß es: „Wer lange genug in Berlin ist, spricht unsere Sprache und ist für uns qualifiziert.“ Ein polnischer Taxifahrer sagte in perfektem Deutsch: „Wenn man sich als Berliner fühlt, hier wohnt und arbeitet.“

Einig waren sich alle, dass die Flugblätter unglücklich formuliert waren. Es gehe darum, den Service zu verbessern – und die „Berliner Kodderschnauze“ zu erhalten.

Veysel Erdas, der Ende 1998 den „Pascha Taxi Funk“ ins Leben rief und die erste türkische Taxischule in Berlin gründete, sagte gestern gegenüber der taz, dass es „einige Taxifahrer mit schwachen Deutschkenntnissen“ gebe. Doch deshalb würden sie sich nicht weniger gut in der Stadt auskennen. Weidner warf er „preußische Hochnäsigkeit“ vor. „Berlin gehört allen.“ Die Behauptung deutscher Taxifahrer, dass er nur türkische Fahrer beschäftige und nur für türkische Kunden fahre, wies er entschieden zurück. Von seinen 68 Fahrern seien 60 Prozent Türken, und 70 Prozent seiner Kunden seien Deutsche. Der Streit könnte schon bald beendet sein. Erdas wird aus finanziellen Gründen ein Jahr pausieren, und ob sich 200 „Berliner Kutscher“ finden, darf bezweifelt werden.B.Bollwahn de Paez Casanova