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„Tenever darf nicht baden gehen“

■ Langsam regt sich Protest gegen die geplanten Schließungen von Schwimmbädern / Besonders betroffen: Tenever / Das Hallenbad macht dicht, das Ausweichbad muss auch abspecken

„Diese Kröte schlucken wir nicht“, sagt der Sebaldsbrücker Ortsamtsleiter Heinz-Günther Köhler. Gemeint ist die geplante Verkleinerung des Schlossparkbads in Sebaldsbrück. Doch auch in Tenever regt sich Widerstand gegen das Bäderkonzept – da soll das Hallenbad für die Öffentlichkeit dicht gemacht werden und nur noch Schulen und Vereinen offen stehen. Mit diesen Maßnahmen wollen die Bremer Bäder Geld sparen, nachdem der Senat die Zuschüsse gekürzt hatte (die taz berichtete).

In Sebaldsbrück sollen mehr als die Hälfte (18.000 Quadratmeter) der Liegefläche verkauft werden, um so Geld für Sanierungen hereinzubekommen. Bislang hatte das Freibad zwei große 50 Meter Becken. Die Planungen für das neue „Kombibad“, das Frei- und Hallenbad vereinen soll, stehen noch nicht fest: Mindestens ein Freibecken wird aber geschlossen. Wie viel vom zweiten Becken übrig bleibt, ist noch unklar. Der Geschäftsführer der Bremer Bäder Wolfgang Heise hofft auf „mindestens 25 Meter Länge und Breite und ein Eltern-Kind-Becken“.

Das Schlossparkbad sei ein Bad „für Menschen, die ihren Urlaub hier verbringen“, ärgert sich Ortsamtsleiter Köhler: Da könne man das Freibad doch nicht verkleinern – schon gar nicht nachdem „das Schlossparkbad die höchsten Besuchersteigerungen in Bremen hatte“. Und auch im Hallenbad gebe es Zeiten, „da ist nur eine Bahn frei.“ Dabei soll das Schlossparkbad in Zukunft nach Plänen der Bäder-Gesellschaft auch noch die Schwimmer aus Tenever aufnehmen, deren Hallenbad für die Öffentlichkeit ganz geschlossen werden soll. Doch zum Schwimmen wird wohl kaum ein Teneveraner den weiten Weg auf sich nehmen.

Deswegen steht auch in Tenever derzeit alles auf Sturm: Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter und die Stadtteilgruppe sind empört: Ausgerechnet im kinderreichsten Stadtteil soll das Hallenbad geschlossen werden. Der Einsatz der Teneveraner für das Hallenbad werde dagegen „völlig missachtet“.

Zehn Jahre zum Beispiel hat der Gesundheitstreffpunkt für Frauen für einen neuen Standort gekämpft – im Hallenbad Tenever. Dort ließen sich Synergieeffekte für den Gesundheitstreffpunkt nutzen, erklärt Mitarbeiterin Irene Koepsell. Zum einen könnte das Bad für Schwimmgruppen genutzt werden. Zum anderen könnte der neue Standort neue Interessentinnen anlocken. Und auch die Bäder könnten dadurch Betriebskosten sparen.

600.000 Mark wurden für den Gesundheitstreff bewilligt, im Sommer wollen die Frauen einziehen. Und ausgerechnet jetzt wird das Hallenbad für die Öffentlichkeit geschlossen. Die „grundsätzliche Arbeit“ sei damit zwar nicht gefährdet, aber die „positiven Effekte, die wir angestrebt hatten gehen verloren,“ erklärt Joachim Barloschky von der Projektgruppe Tenver.

Die Schließung des Bades wird auch Auswirkungen auf das benachbarte Einkaufszentrum haben, befürchtet Joachim Nass, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Schließlich ist auch die Werbegemeinschaft Mitglied im Förderverein des Schwimmbads – und das nicht ohne Grund: Auch die Einzelhändler profitierten von der Wechselwirkung mit dem Schwimmbad. „Viele sind nach dem Schwimmen bei uns Einkaufen gegangen statt zum Weserpark“, erklärt Nass.

„Nicht nachvollziehbar“ sind die Pläne auch für die Stadtteilgruppe: „Auf der einen Seite soll Tenever als benachteiligter Stadtteil gefördert werden, aber das wird konterkariert, wenn das Hallenbad für die Öffentlichkeit geschlossen wird,“ ärgert sich Barloschky. Auch die bisherige Arbeit des Fördervereins, das Bad attraktiver zu machen, würde mit den Senatsplänen einfach ignoriert. „Wir müssen immer mehr schlucken“, klagt Ortsamtsleiter Schlüter. Er setzt derzeit auf die Politik: Es sei „ein wichtiges Signal“, dass sich CDU und SPD bemühen, einen Träger für das Bad zu finden. Erreicht haben sie bislang noch nichts. Die Gewoba würde sich zwar an vergünstigten Eintrittskarten für ihre Mieter beteiligen – aber nur wenn das Bad offen bleibt. Beirat und Förderverein planen jetzt „Spektakuläre Aktionen“, um das durchzusetzten.

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