: „Geld den Bach runter“
Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz
taz: Sie vertreten Privataktionäre von Mannesmann. War die gigantische Werbekampagne ein sinnvoll?
Jürgen Kurz: Man hätte mit dem Geld etwas Besseres anfangen können. 500 Millionen Mark für Zeitungsanzeigen mit viel Emotion und wenig Information sind ganz schön teuer.
Wen wollte Mannesmann mit seiner Kampagne erreichen?
Diese Frage stellen wir uns auch. Scheinbar hat sich die Firma vornehmlich an die Privatanleger gerichtet, aber die Streuverluste sind natürlich enorm hoch. Fast alle deutschen Zeitungsleser haben ja die Anzeigen gesehen, doch nur ein Bruchteil dieses Personenkreises besitzt Mannesmann-Aktien – schätzungsweise einige hunderttausend Leute. Mannesmann kennt die meisten der Aktionäre übrigens mit Namen. Um die Übernahme zu verhindern, wurden alle Aktionäre auch persönlich angeschrieben. Das hätte die teure Öffentlichkeitskampagne eigentlich überflüssig gemacht.
Lassen sich Manager von großen Aktienfonds von Zeitungsanzeigen beeinflussen?
Wenn das der Fall wäre, hätten sie ihren Job verfehlt.
Sie wissen also nicht, was die Kampagne sollte?
Nicht nur mir ist das schleierhaft. Da hat sich wohl eine Spirale entwickelt, die nicht mehr hinterfragt wurde. Vodafone hat agiert, Mannesmann reagiert, und dann musste der Erste wieder was drauflegen. Offensichtlich hat keiner mehr die Muße gehabt zu fragen: Was machen wir hier eigentlich?
Ist die Kampagne den Vorständen aus der Hand geglitten?
Man hat sich offenbar von den Marketingleuten das Heft aus der Hand nehmen lassen.
Wird es einen derartigen Werbefeldzug noch einmal geben?
Das glaube ich nicht. Man hat gelernt, dass dabei zu viel Geld den Bach runtergeht.
Interview: Hannes Koch
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