piwik no script img

Stichwort Agenda 21

Die Agenda 21 ist das Ergebnis der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro 1992. Mit dem Dokument einigten sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen auf eine Hausaufgabenliste für das kommende Jahrhundert. Das Neue an dem Ansatz: Wirtschaftliche Entwicklung, sozialer Fortschritt und die Erhaltung der ökologischen Grundlagen werden nicht als Gegensätze verstanden. Dahinter steht die Einsicht, dass eine Wirtschaftsweise, die sich nicht um soziale und ökologische Konsequenzen schert, langfristig niemandem nutzt. Die Antwort der Agenda 21 darauf heißt „Nachhaltigkeit“, verstanden als Entwicklung, die die Belange zukünftiger Generationen berücksichtigt, ohne die Ansprüche heute lebender Generationen zu beschränken.

Weil Nachhaltigkeit nicht verordnet werden kann, enthält die Agenda 21 lediglich Themen, die behandelt werden müssen. Diesen Aktionsvorschlägen sollen sich lokale Bündnisse aus verschiedensten Gruppen und Initiativen widmen: „Global denken, lokal handeln“ – der Traum sieht so aus: An jedem Ort finden sich Menschen zusammen, entwickeln eine Vorstellung von Nachhaltigkeit, planen Projekte und vernetzen sich mit anderen Initiativen.

Deshalb können Agenda-21-Projekte ganz verschieden aussehen. In Kenia steht die Trinkwasserversorgung oben auf der Liste, in Dortmund vielleicht der Artenschutz. Gemeinsam sollte den Projekten jedoch sein, dass sie langfristig wirken, einander nicht widersprechen und in Netzwerken koordiniert werden. Eine Folge dieser Vision ist, dass das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auf nahezu unbegrenzte Zustimmung stößt. Es besteht nicht nur die Gefahr der Verwässerung, sondern auch der Beliebigkeit.

In Deutschland haben bisher etwa 600 Kommunen eine lokale Agenda 21 verabschiedet. Die Bandbreite reicht von Aktionsplänen im Stil von „Unser Dorf soll schöner werden“ bis zu umfassenden Strategien. Einen Leitfaden für Agenda-21-Projekte liefert eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie. Unter dem Titel „Zukunftsfähiges Deutschland“ haben die Wuppertaler 1995 den ersten umfassenden Vorschlag vorgelegt, wie Nachhaltigkeit konkret und lokal erreicht werden kann. Nicht ohne Erfolg, denn erst diese Studie hat den Begriff der Nachhaltigkeit in Deutschland flächendeckend bekannt gemacht. Nicht nur den Kommunen, auch den Schulen kommt bei der Umsetzung der Agenda 21 eine Schlüsselrolle zu. Zwei Kapitel der Agenda 21 befassen sich mit Erziehung zur Nachhaltigkeit. Eine jüngst eingerichtete Bund-Länder-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2004 mindestens 10 Prozent aller allgemein bildenden Schulen zu Agenda-21-Projektschulen werden. Im Moment liegt ihr Anteil bei unter 1 Prozent. An diesen Schulen versuchen Lehrer und Schüler gemeinsam, Wege zur Nachhaltigkeit zu finden. B. Görlach

Y. Musharbash

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen