Preisgekörnt: der Reformstudiengang Medizin: Vorbild Amerika
Der Reformstudiengang der Berliner Humboldt-Universität ist der erste vollständige Alternativstudiengang in Medizin an einer staatlichen Hochschule in Deutschland. Die zunächst 63 Studienplätze werden unter den Studienanfängern des regulären Medizinstudiums verlost.
Modernste Lernmethoden, die auf selbstständiger, fallstudienbezogener Arbeit in Kleingruppen beruhen, und vor allem die starke Verzahnung von Vorklinik und Klinik machen den Hauptunterschied zum klassischen Modell aus. Die Studenten sollen neben dem Grundwissen vor allem wissenschaftliches Arbeiten üben, um dem zunehmenden Wandel in der Medizin gewachsen zu sein.
An US-amerikanischen Universitäten wie Harvard, aber auch in Ländern wie Kanada und Skandinavien wird das Konzept des Problemorientierten Lernens bereits seit langem im Medizinstudium erfolgreich angewandt.
An der Berliner Charité entstand ein erstes Konzept für das neue, integrative Medizinstudium vor zehn Jahren – auf Initiative von Studenten während der Uni-Streiks im Wintersemester 1988/89. Die Studenten forderten die Reform einer Ausbildung, in denen ihnen Fakten scheinbar willkürlich, ohne inneren Zusammenhang vorgesetzt wurden.
Die Finanzierung des vielfach gelobten und preisgekrönten Projekts ist für die nächsten fünf Jahre durch die Bund-Länder-Kommission gesichert. Auch Sponsoren haben sich gefunden. Weitere werden noch gesucht.
Inzwischen haben mehrere deutsche Unis ähnliche Reformprojekte. Außer der Humboldt-Universität hat aber nur die Privatuni Witten-Herdecke einen vollständig integrativen Studiengang Medizin zu bieten. Dort stehen 25 Plätze zur Verfügung. Nach zehn Semestern absolvieren die Studenten gemeinsam mit denen des Regelstudiengangs den zweiten Teil der Prüfung, das praktische Jahr. Katharina Born
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