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Black is beautiful ■ Schwarze Sheriffs machen Spaß

Als Schwarze Sheriffs werden sie denunziert, als halbseidene Restposten aus Stasi-Zeiten oder Spanner des öffentlichen Raums. Alles Kampagne. Die Bilanz von Sicherheitsunternehmer Piepenbrock kann sich sehen lassen. Keine Schießereien in den letzten drei Jahren. Keine Vergewaltigungen durch seine Jungs vor Banken und Versicherungen. Höflichkeit geht vor, wenn Bundesligafans nach Niederlagen in die Potsdamer Arkaden urinieren. „Bitte, wenden Sie sich an den Centermanager“, heißt es. Die Piepenbrock-Firma boomt, ihre Dienstleister schieben freudig Wache, und ums Geld feilschen sie auch nicht. Kann man das von der Berliner Polizei sagen? Wohl kaum.

Auch der grüne Wieland ist begeistert vom privaten Sicherheitsdienst. Staatlich exekutierte Strafzettel sind dem Altlinken schon immer ein Gräuel gewesen. Für weniger Autorität und mehr Anarchie ist Wieland weiland um die Blöcke gezogen. „Macht Bullen zu Buletten“ – wer erinnert sich nicht gern an die Slogans der alternativen „High sein, frei sein, Terror muss dabei sein“-Szene?

Und jetzt also die Aufnahme von Bagtellschäden durch private Sicherheitsdienste. Das ist trendy. Schon allein durch die schwarze Kleidung. Black is beautiful, auch ein Spruch aus der guten alten Wieland-Zeit. Denn die klassiche Parka-Linie der Jacken wird unterstützt durch die schlank machenden Längsstreifen an den Beinkleidern. „In“ sind ebenfalls die blauen Kampfanzüge mit Käppi und Springerstiefeln. Wer denkt da nicht an die einteiligen Blaumänner des Proletariats?

Zugleich kommt mehr Multikulti auf die Straßen der Hauptstadt. Statt des preußischen Befehlstons beleben Sächsisch und Vorpommerisch den Diskurs bei Geschwindigkeitskontrollen und Videoüberwachungsspielchen auf Schulhöfen. Dazu kommt noch die Erweiterung der Sprache: Security (engl.), securitas (lat.), securitate (rumän.) werden gängige Vokabeln des öffentlichen Lebens.

Schließlich ist der Beschäftigungsaspekt nicht von der Hand zu weisen. Wo die Tendenz zu Zweit- und Drittwagen geht, muss Waffengleichheit auf den Straßen herrschen. Egal wie.

Rolf Lautenschläger

Bericht Seite 22

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