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Landowsky im Immobilienstrudel

■ Jahrelang hat die BerlinHyp des CDU-Fraktionschefs zwei ehemaligen CDU-Politikern ein Immobilienabenteuer finanziert. Die Rechnung trägt nun die Bankgesellschaft Berlin

Die Bankgesellschaft Berlin muss sich wieder mit einer ins Trudeln geratenen Immobilienfirma beschäftigen. Nach der neuenschweren Krise des Plattenbausanierers Aubis werden mehrere Institutionen der Bankgesellschaft deren Kerngeschäfte übernehmen, berichtet der Focus in seiner heutigen Ausgabe. Das Pikante daran: Die BerlinHyp unter dem Vorsitz des CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky hat die riskanten Immobilienkäufe der Aubis unter der Regie des Landowsky-Freundes und Parteikollegen Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling jahrelang finanziert.

Wienhold, Ex-Kripo-Mann und ehemaliger CDU-Landesgeschäftsführer, war 1995 mit seinem Geschäftspartner, dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Neuling, ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Schnell haben sich die beiden Branchenneulinge mit ihrer Firma Aubis über 16.000 Plattenbauwohnungen zwischen Schwerin und Görlitz zusammengekauft und anvancierten in Immobilienkreisen zu „Königen der Plattenbauten“.

Der Plan schien einfach und genial. Auf Pump sollte Aubis Plattenbauten von den ehemaligen Wohnungsbaugesellschaften kaufen, um sie ihrerseits weiterzuveräußern – das klassische Geschäft eines „Zwischenerwerbers“ auf dem ostdeutschen Privatisierungsmarkt. Doch bald tauchten die Schwierigkeiten auf. 1997 gerieten Wienhold und Neuling ins Schlingern. Die Bankgesellschaft-Tochter Bavaria sprang in die Bresche und übernahm 4.000 Wohnungen der Aubis, die danach in einen Fonds der Berliner Landesbank gepackt wurden.

Im Sommer vorigen Jahres befand sich Aubis erneut in einer Schieflage. Kurz darauf wurde Jost Hieronymus, der „Red Adair“ der Immobilienbranche, als Vorstandsmitglied in die Aubis-Holding berufen. Die zwei Kerngesellschaften der Aubis, Aubitec und Aubis Konzept, werden zur Zeit von der Herakles Immobilien Vewaltungs GmbH veräußert.

Herakles residiert unter derselben Adresse wie der Immobilienbereich der Bankgesellschaft Berlin. Das wirtschaftliche Nutzungsrecht der Aubis-Immobilien soll an eine „Unabhängige Objektgesellschaft“ übertragen werden. Laut Brancheninsidern steckt dahinter Christian Lauritzen, Mitglied des Beirats der Bankgesellschaft-Tochter IBG und designierter Geschäftsführer der Herakles GmbH.

Mit der Übertragung der Aubis-Geschäfte sind die finanziellen Risiken allerdings noch lange nicht beseitigt. Zwar heißt es in einem Schreiben der Aubitec, dass die Finanzierung der Rettungsoperation durch Landowskys BerlinHyp gesichert sei. Doch allein für die Fertigstellung der Sanierung des Aubis-Bestandes, erklärt die Aubitec, würden weitere 80 Millionen Mark benötigt. Damit beauftragt worden sei der ebenfalls sich unter dem Dach der Bankgesellschaft befindliche Sanierungsträger S.T.E.R.N.

Für viele Mieter kommt die „Rettung“ allerdings zu spät. Weil in vielen Wohnungen über Jahre hinweg notwendige Reparaturen unterblieben, sind viele weggezogen. Somit hat die BerlinHyp nicht nur die finanzielle Schieflage der Aubis am Hals, sondern auch einen Wohnungsleerstand von bis zu 50 Prozent. Mathew D. RoseUwe Rada

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