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Das Superbad säuft ab

■ Teile der neuen Schwimmarena an der Landsberger Allee sind eine Bauruine. Fitness- und Saunabereich werden nicht fertig gebaut. Statt Gewinne schreibt das Bad rote Zahlen

Berlins Superbad, die neue Schwimm- und Sprungsporthalle an der Landsberger Allee, geht baden. Die Schwimmarena aus der gescheiterten Olympiabewerbung „Olympia 2000“ entwickelt sich für die Berliner Bäder Betriebe (BBB) zum finanziellen Desaster, weil einnahmeträchtige Bereiche nicht realisiert werden. Das 270 Millionen Mark teure Bad eröffnete im Herbst 1999 zwar mit zwei 50-Meter-Becken und dem großen Sprungturm. Nicht fertig gestellt mangels Investitionsmittel sind allerdings die Sauna- und Fitness-Abteilungen, die Hallen mit Strömungskanal und Whirlpools für Leistungssportler und Badbesucher sowie die Tiefgarage samt Parkdecks. Wann diese weitergebaut und eröffnet werden können, ist offen.

In der Schwimmarena besteht derzeit ein Baustopp, die Fitnessbereiche gleichen einer Bauruine. Besucher, die ein Schwitzbad nehmen wollen, ernten vom Personal ein Achselzucken. „Das kommt vielleicht irgendwann“, kommentierte eine Bademeisterin die Situation. Sicher hingegen sei, dass wegen der fehlenden Fitness- und Trainingsbereiche die erhofften Nutzer ausbleiben.

Die Schuld für den Baustopp tragen nach Ansicht von BBB-Sprecher Manfred Radermacher das Land Berlin und der damalige Bauträger, die Olympiasportstättenbauten (OSB). „Denen ist das Geld ausgegangen“, so Radermacher. Man habe versäumt, die absehbaren Mehrkosten bei dem Megabauwerk des Architekten Dominique Perrault (Paris) zu sichern. Die Fertigstellung des Hallenbades hatte sich jahrelang verzögert und verteuert, da der ins Erdreich abgesenkte Bau auf Grundwasser stieß und die Dachkonstruktion mehr Zeit als ursprünglich geplant in Anspruch nahm.

Weit mehr ärgert Radermacher noch, dass durch die Bauruine der BBB viel Geld verloren geht. Den derzeitigen Einnahmen durch Eintrittsgelder in Höhe von 8.000 Mark täglich stünden 33.000 Mark Betriebs- und Personalkosten gegenüber. Diese könnten nicht vom Hallenbadbetrieb allein, sondern nur durch die einnahmeträchtigen Bereiche Sauna und Fitness oder die Vermietung der Parkdecks aufgefangen werden. Radermacher: „Wer heute ins Schwimmbad geht, will nicht nur geradeaus schwimmen, sondern sich ein paar Stunden saunen, relaxen und erholen können.“ Solange dies nicht gewährleistet sei, bilde das Olympiabad ein finanzielles Millionengrab.

Schwierig ist nach Darstellung des BBB-Sprechers auch, die Leistungssportler im neuen Bad zu halten, weil zum modernen Training der Strömungskanal gehöre. Zur Eröffnung im Herbst sprang Franziska van Almsick medienwirksam ins 50-Meter-„Planschbecken“. Die Mehrzahl der Sportler, so Radermacher, trainiere aber weiterhin im Sportforum in Hohenschönhausen.

Die Forderung der Bäderbetriebe, dass das Superbad die versprochenen Sonderbereiche erhält, wird sich so bald nicht erfüllen. „Der so genannte Gesundheitsbereich des Bades fehlt“, räumte Thomas John, Sprecher von Sportsenator Klaus Böger (SPD), gestern ein. Wie sich dieser finanzieren lasse, sei „aber nicht geregelt“. Im Haushalt des Landes sei keine Investitonsplanung für den Weiterbau eingestellt. Offen sei auch, welche Senatsverwaltung – ob die Sportverwaltung allein oder Finanzsenator Peter Kurth (CDU) – die Lasten trage. Klar für Böger sei nur, dass die Schwimmhalle „keine Investitionsruine“ bleiben dürfe, sondern zu dem Leistungszentrum für Schwimmer in Berlin ausgebaut werden müsse.

Um wenigstens die Summe zu ermitteln, die der Ausbau und der Betrieb der Sauna-, Fitness- und Tiefgaragenbereiche kosten würde, will die Sportverwaltung die Bäderbetriebe jetzt „auffordern, den Investitionsbedarf zu prüfen“, sagte John. Außderdem solle festgestellt werden, unter welchen Voraussetzungen ein „wirtschaftlicher Betrieb“ derAbteilungen durchgeführt werden könnte. Dies, so die Sportverwaltung, seien Voraussetzungen, um mögliche Investoren zu gewinnen.

Radermacher kann über solche Vorschläge nicht mehr lachen. Die BBB hätte längst Investoren an der Hand für den Betrieb. „Aber die warten nur darauf, dass die Bereiche fertig gebaut werden.“Rolf Lautenschläger

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