Zyanid: Billig, einfach, giftig
Goldabbau: Einer der größten Hersteller von Zyanid ist Degussa
Verendende Fische, tote Gewässer – kaum jemand wird solche Bilder mit glitzernden Ringen, Uhren oder Ketten in Verbindung bringen. Dabei gehört das so genannte Zyanidlaugungsverfahren, bei dem immer wieder Unfälle wie der in Ungarn passieren, mittlerweile zu den häufigsten Methoden der Goldgewinnung. Und drei Viertel des heute abgebauten Goldes werden von der Schmuckindustrie verwertet.
Beliebt ist dieses Verfahren, weil es, solange die Konsequenzen für die Umwelt nicht eingerechnet werden, billig, einfach und effizient ist. Mit dem Zyanid können 99 Prozent des Goldes aus dem Erz herausgelöst werden. Entwickelt wurde das Verfahren vor hundert Jahren. Großflächige Anwendung findet es aber erst seit seiner Verfeinerung vor 30 Jahren.
Beim Zyanidlaugungsverfahren wird das goldhaltige Gestein in Auffangbecken mit der Lösung versetzt. Durch eine chemische Verbindung wird das Gold herausgelöst. Zyanid ist das Salz der Blausäure und vor allem ein Fischgift. Wie Friedhelm Korte, Professor beim Institut für Ökologische Chemie der TU Weihenstephan, in einer Studie ausführt, werden durch den Goldabbau hohe Mengen Zyanid an Luft, Wasser und Boden abgegeben – allein 60 Kilo pro Tag in die Atmosphäre. Der weltweit zweitgrößte Produzent von Zyanid ist die „Deutsche Gold und Silber Anstalt“ – kurz: Degussa.
Ebenfalls hochgiftig ist das vor allem von hunderttausenden armen Goldgräbern in Amazonien genutzte Quecksilber. Von dem für Mensch und Tier giftigen Stoff gelangen laut der Nichtregierungsorganisation Project Underground 100 Tonnen pro Jahr in das Amazonasgebiet. Selbst wenn kein Gift benutzt würde, um Gold zu gewinnen, ist der Abbau nach Ansicht von Umweltschützern sehr bedenklich, da für jede Tonne gewonnenen Goldes rund drei Millionen Tonnen Erde bewegt. mra
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