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Zuckerbrot und Peitsche am Kai

Mit einem Bonus/Malus-System im Hafen will Hamburg die ökologischen Standards im internationalen Schiffsverkehr anheben  ■ Von Gernot Knödler

Umweltsenator Alexander Porschke will bei einem weiteren Thema ernst machen mit dem Koalitionsvertrag. „Die Koalitionspartner setzen sich für eine ökologische Schiffsausstattung und Betriebsweise der den Hamburger Hafen anlaufenden Schiffe ein“, heißt es dort auf Seite 17. Auf einer Konferenz im CCH, die heute zu Ende geht, lässt der Senator 270 Experten aus 25 Ländern einen konkreten Vorschlag diskutieren. Der soll bewirken, dass „Umweltschutz und Sicherheit in der Schifffahrt nicht vom Markt bestraft werden“, erklärte Porschke.

Erreicht werden soll das durch ein Bonus-Malus-System, das die Summe von rund 50 Millionen Mark Hafengebühren pro Jahr in Hamburg ungefähr konstant hält: Diejenigen der rund 12.000 an- und abfahrenden Schiffe, die die Standards der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) einhalten, sollen normale Gebühren bezahlen. Wer diesen Standard unterschreitet oder die Selbstverpflichtungen der Branche verletzt, zahlt mehr. Mit diesem Geld sollen die Preisnachlässe für Vorbilder in Sachen Sicherheit und Umweltschutz bezahlt werden. Das wären etwa Schiffe, die neue IMO-Regeln bereits einhalten, bevor sie in einem langwierigen Verfahren ratifiziert worden sind.

Die Grundidee des Bonus-Malus-Systems, wie es der Koalitionsvertrag fordert, ermöglicht Hamburg international eine Vorreiterrolle: Weil die Hafengebühren insgesamt nicht wesentlich steigen, kann die Wettbewerbsposition des Hafens gewahrt werden.

Während allerdings schätzungsweise 20 bis 25 Prozent der Schiffe mit einem Malus belegt werden müssten, kommen für einen Bonus weniger Schiffe in Frage, wie Porschke einräumen musste. „Man muss jedes Jahr immer wieder neu zu einem Ausgleich kommen“, sagte daher der Bremer Professor Manfred Zachcial vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logis-tik. Der hat den Vorschlag der Umweltbehörde gutachterlich untermauert.

Der besondere Charme des Planes liegt darin, dass für die Klassifizierung der Schiffe auf bestehende Daten und Zertifikate zurückgegriffen wird. Das System erzeuge daher nur wenig zusätzlichen Verwaltungsaufwand, hofft die Umweltbehörde.

Was einen Hamburger Alleingang angeht, zeigte sich Zachcial allerdings skeptisch. „Wir müssen unbedingt zu einer europäischen Lösung kommen“, so der Professor. Insbesondere Bremen sollte schnellst möglich einbezogen werden. Überdies möchte Zachcial den Bonus/Malus auf vorsichtige plusminus drei Prozent beschränken.

Porschke dagegen will zwar, dass möglichst viele Häfen teilnehmen, weil das System dann umso wirksamer ist. Andererseits stellte er klar: „Ich selbst würde mich nicht daran binden wollen, es nur einzuführen, wenn es alle machen.“

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