: „Da da du Sonnenschein“
■ Heute Abend sind in der Stadthalle die deutschen Grand-Prix-Ausscheidungen. Statt Da-da-du-Sonnenschein dominiert diesmal Wa-da-du-Schwachsinn. Sein Schöpfer Stefan Raab amüsierte vorab die Presse
Stefan Raab, mutmaßlicher Grand-Prix-Gewinner, weltbester Imitator von Garfields Gruselgrinsen und Profibeleidiger mit prächtig entwickeltem schlechten Geschmack, lud zur Pressekonferenz. Fragen durften nur gereimt gestellt werden. Blohm und Voss versagten dabei kläglich. Unser definitiver Reimvorschlag: Corinna May ist wieder dabay.
Blohm: Ich hatte nicht einmal die Zeit, dem Herrn Raab in Versform mitzuteilen, dass Vers und Reim nicht das Selbe sind, weil mir kein Reim auf Daktylus eingefallen ist. Jetzt, wo alles zu spät ist, geht mir die grandiose Möglichkeit auf, „Daktylen“ auf „Gefühlen“ zu reimen.
Voss: Wo selbst Raab auf „könnte“ nichts besseres wusste als „gewönnte“, hätten sie ein wenig mogeln können.
Blohm: Herr Raab hat sehr richtig festgestellt, dass er sich schließlich nicht hat vorbereiten können, da er ja nicht wissen konnte, was er gefragt wird. Dafür fand ich es beachtlich. Der monierte Reim ist zudem besser als das, was Mr. Happy, oder wie sich der Vertreter vom Rundfunk nannte, so reimte. Ich würde derlei Obszönitäten nicht in den Mund nehmen.
Voss: Wo wir gerade bei denen sind: Er hätte diese Pressekonferenz auch mit der Gruppe E-Rotic veranstalten können, die in der Vergangenheit mit „Fred Come To Bed“ oder „Fritz Love my ...“
Blohm (unterbricht): Wir wollen das nicht vertiefen. Aber es fällt auf, dass sonst keiner der Bewerber eine vergleichbare Pressekonferenz veranstaltet. Knorkator, Lotto King Karl, Goldrausch und wie sie alle heißen, scheinen zu ahnen, dass sie blass aussehen würden.
Voss: Ich hätte gern Fancy interviewt. Auch ein großer Dichter: „Slice Me Nice“.
Blohm: Der gute alte Binnenreim... Wissen Sie wer Marcel ist?
Voss: Ein Freund von Ihnen?
Blohm: Nein, ein Sternchen, das ebenfalls am Freitag im Fernsehen zu sehen ist, irgendwo zwischen Corinna May, Claudia Cane & Mother Bone, Goldrausch und Kind Of Blue, übrigens der Titel einer alten Miles Davis-Platte.
Voss: Klugschwätzer!
Blohm: Und was ist Stefan Raab, der etwas von Flatterreim erzählt und meint, ein solcher sei im Gegensatz zu Jamben, Trochäen, Daktylen und Limericks unerwünscht?
Voss: Raab setzt sich immerhin der Gefahr aus, sich lächerlich zu machen.
Blohm: Sein Risiko ist allerdings minimal. Er ist sowieso immer der Lautere. Er weiß, dass er nicht mal wirklich lustig sein muss, solange er heftig genug grimassiert. Er weiß die Lacher auf seiner Seite und kann, wie vorhin, sagen: „Wenn du darüber nicht lachen kannst/bist du kein fröhlicher Mensch“. Warten Sie mal ... (er ruft hinter einem unscheinbar aussehenden jungen Mann durch die Lobby her und fragt ihn atemlos) ... Sind Sie Herr Kisitu?
Mann: (verwirrt) Wer?
Voss: (verwirrt) Wer?
Blohm: Ich ahnte es. Wahrscheinlich wussten auch Sie, lieber Voss, nicht, dass Herr David Kisitu ebenfalls beim Grand Prix auftreten wird? Sein Song heißt: „Du musst kein Model sein“.
Voss: Recht hat er, aber das wird ihm wohl auch nichts nützen.
Blohm: Genau. Dafür hätte er wissen müssen, was man statt dessen sein muss. Das wird er spätestens am Freitag bemerken. Wir sehen uns in der Stadthalle.
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