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Geschenke erhalten die Freundschaft

Um sich Einfluss zu sichern, war Elf Aquitaine in den Ölstaaten Afrikas nicht kleinlich.Auf diese Weise werden Kriege finanziert ■ Von Dominic Johnson und François Misser

Der ehemals staatliche französische Ölkonzern Elf Aquitaine ist das zentrale Element französischer Machtpolitik in den Ölstaaten Afrikas. Der ölreiche Gürtel am Golf von Guinea reicht von Nigeria bis Angola und schließt die vormals französischen Kolonien Kamerun, Tschad, Gabun und Kongo-Brazzaville ein. Deren Herrscher waren und sind Vasallen Frankreichs, und es gibt keinen Präsidenten in dieser Region, dessen Biografie nicht im guten oder schlechten Sinne von der Begegnung mit Elf geprägt ist.

„Erdöl, ein hochgradig strategischer Rohstoff, sprudelt zumeist in politisch und ökonomisch instabilen Zonen“, stellte vergangenes Jahr ein Untersuchungsbericht des französischen Parlaments fest. „Die für die Ausbeutung von Ölvorkommen nötigen Investitionen sind äußert hoch, ihre Rentabilität wird langfristig kalkuliert, im allgemeinen zwischen zehn und 30 Jahren. So sind die Ölfirmen angehalten, dauerhafte Beziehungen zu diesen Staaten zu unterhalten.“

Auf insgesamt 250 Millionen Mark im Jahr schätzen Frankreichs Grüne das Ausmaß der „Kommissionen“, mit denen sich Elf das Wohlwollen der Politiker in allen Förderländern erkauft und sie damit gleichzeitig finanziert. „Im Ölgeschäft spricht man von Prämien“, sagte im vergangenen Jahr der frühere Elf-Direktor André Tarallo, einer der mächtigsten Franzosen in Afrika. „Es gibt offizielle Prämien, die vertraglich vorgesehen sind: Die Ölgesellschaft, die eine Fördererlaubnis will, sagt zum Beispiel die Finanzierung des Baus einer Klinik, einer Schule oder einer Straße zu. Andere Prämien, die ‚parallel‘ genannt werden, können gezahlt werden, um eine größere Chance zur Erteilung der Fördererlaubnis zu bekommen. Diese Zahlungen haben langfristigen Charakter, im Rahmen einer langfristigen Beziehung zwischen Firma und Land in einem Klima des Vertrauens zu den Führern dieses Staates.“

In Gabun richtete Elf 1975 dafür eine eigene Bank ein – die Fiba (Französische Internationale Bank), die zu 50,9 Prozent dem gabunischen Präsidenten Omar Bongo und dreien seiner Kinder gehört und zu 42,5 Prozent Elf, wobei Elf aber doppeltes Stimmrecht hat – nach eigenen Angaben auf Wunsch der Französischen Zentralbank.

Die Bank ist nur in Gabun und Kongo-Brazzaville aktiv. In ihr landen die „Kommissionen“ oder „Prämien“ sowie auch bei Bedarf Vorauszahlungen von Elf für die Öleinnahmen der beiden Länder, und das steht dann den beiden Präsidenten zur Verfügung – etwa für die Finanzierung von Kriegen (siehe unteren Text).

Aber auch die offiziellen Öleinnahmen dienen zur Aufrechterhaltung des Systems. In Kamerun landen bis heute Ölgelder auf Sonderkonten, die nicht dem Finanzministerium unterstehen, sondern der Präsidentschaft – eine Praxis, die der Internationale Währungsfonds seit Jahren vergeblich kritisiert.

Noch extremer ist die Lage in Gabun. Das Land hat auf Grund seiner Öleinnahmen das höchste Prokopfeinkommen Schwarzafrikas. Die Einwohner aber leben mehrheitlich in Armut. Allein 1998 „verdunsteten“, wie man vor Ort sagt, Öleinnahmen in Höhe von über einer Milliarde Mark – viel Geld für ein Land mit nur 1,1 Millionen Einwohnern und einer Auslandsschuldlast von 3,6 Milliarden Dollar, die die Regierung offiziell 1998 nicht mehr bedienen kann. Die davon profitierenden afrikanischen Politiker können das Elf-Geld wiederum nutzen, um sich in Frankreich Einfluss zu kaufen und sich gegen Änderungen in der Afrikapolitik abzusichern.

Der mittlerweile auch in Deutschland bekannte, steckbrieflich gesuchte Elf-Geldbote André Guelfi sagte einmal in einem Interview: „Wenn die Justiz alle einsperren sollte, die Geld von Elf gekriegt haben, gäbe es nicht mehr viele Leute in Frankreich, die eine Regierung bilden könnten.“

Da die von Elf gezahlten „Kommissionen“ in Frankreich steuerabzugsfähig sind, sind sie eine Art verdeckte Parteienfinanzierung. Dies ist der Kern des so genannten Françafrique, des Milieus von miteinander befreundeten Franzosen und Afrikanern, die sich in ihren jeweiligen Ländern gegenseitig unterstützen.

Doch die Jahre von Françafrique sind gezählt. 1993 begann der Rückzug des französischen Staates aus Elf, 1999 wurde die Fusion mit dem anderen großen französischen Ölkonzern Total eingeleitet. Elf und Total, beide einst vom französischen Staat zur Sicherung der Ölinteressen in Afrika und dem Nahen Osten gegründet, sollen jetzt zusammen ein schlagkräftiges europäisches Unternehmen bilden – und da haben die alten korrupten Praktiken weniger Platz als früher.

Das neue Unternehmen setzt stärker auf Kooperation mit US-Konzernen, und die skandalumwitterte Bank Fiba, aus der sich die Präsidenten Gabuns und Kongo-Brazzavilles bedienen, soll nun schließen. Allerdings bleiben diese beiden Länder Sonderfälle. Die dortigen Elf-Filialen Elf-Gabon und Elf-Congo dürfen auch weiterhin nicht ohne Einwilligung Frankreichs verkauft werden. Hier ist das strategische Interesse Frankreichs nach wie vor groß.

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