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Biobranche im Globalisierungskonflikt

Experten auf der Biofach 2000 warnen vor Biokolonialismus

Nürnberg (taz) – Ready for the Big Bang? Dieser Frage muss sich die Ökobranche zunehmend stellen. Denn Bio boomt weltweit. „Das Spiegelbild dafür offenbart sich hier“, stellt Bernward Geier, geschäftsführender Direktor der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegung (Ifoam) fest. Über die Hälfte der Aussteller, die noch bis Sonntag auf der Biofach 2000 anbieten, stammen aus dem Ausland.

Zahlen über den Bio-Weltmarkt hat erstmals Helga Wille von der Stiftung Ökologie und Landbau zusammengetragen: In 130 Ländern wird nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus gewirtschaftet, die gesamte Fläche wird auf 7,5 Millionen Hektar geschätzt. Den Rekord der Umsätze mit Bioprodukten halten nach wie vor Europa und die USA. Für das Jahr 2000 werden diese Märkte auf jeweils sechs Milliarden US-Dollar geschätzt. Zugenommen hat der ökologische Anbau in Argentinien, dem Bio-Pionier Lateinamerikas: In sieben Jahren stieg die Anbaufläche des „organico“ um das 70fache auf 380.000 Hektar. Die Top Ten der größten Anbaunationen wird von Australien angeführt: Auf 1,7 Millionen Hektar wird dort ökologisch gewirtschaftet. Deutschland liegt mit rund 400.000 Hektar auf Platz 5.

„Motor für das Wachstum in Afrika oder Südamerika sind meist die Märkte der Industrieländer“, erklärt Helga Wille. Lokale Ökomärkte sind kaum entwickelt. Zu den Exportklassikern gehören Rohrzucker, Kaffee, Kakao und Tee, aber auch zunehmend Obst, Gemüse und Getreide.

Bedeutendster Handelspartner der EU im Biobereich ist Lateinamerika. Der Ökohandel mit der EU will allerdings gelernt sein. Die Ökoqualität muss entweder vom Importeur über eine Handelsermächtigung nachgewiesen werden oder durch die so genannte Drittlandsliste der EU garantiert sein. In diese Liste werden nur Länder aufgenommen, die über ein eigenes, gesetzlich festgeschriebenes Zertifizierungssystem verfügen. Das sind bislang Argentinien, Israel und Australien. Um das begehrte Öko-Zertifikat zu bekommen, sind die Produzenten in den Entwicklungsländern auf internationale Institute angewiesen.

Hilfestellung im Dschungel des internationalen Ökomarktes bietet unter anderem die Green Trade Net GmbH in Frankfurt. Sie vermittelt Produzenten und Importeure: Die Datenbank bietet mittlerweile 750 Produkte aus 32 Ländern an. „Momentan nimmt der Anteil der asiatischen Produzenten zu“, so Projektleiterin Andrea Richter. „Bei den Importeuren ist die verarbeitende Industrie aus dem konventionellen Bereich immer mehr interessiert.“ Ziel müsse es sein, lokale Märkte zu fördern, so Geier. „Der kaufkräftige Norden sollte keinen Biokolonialismus betreiben.“

Ifoam gehören 750 Mitgliedsorganisationen aus 105 Ländern an. Auf dem globalen Markt können Interessenkonflikte entstehen. Die ökologischen Prinzipien dürfen jedoch nicht der Marktexpansion geopfert werden, so Geier. „Wir sollten nicht in die Falle des konventionellen Handels treten und uns auf einen Preiskrieg einlassen.“ Die eigenen Marktstrukturen böten Chancen für einen eigenen Weg. Doch letztlich unterliegen auch sie der Liberalisierung. Danièle Weber

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