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„Die Chance, Gebühren für ein Normalstudium auszuschließen“

Aber nach einem bestimmten Pensum kostet Studieren. Hamburgs Wissenschaftssenatorin Krista Sager verschiebt eine grüne Position

taz: Frau Sager, Sie haben gestern an der Kultusminister-Konferenz teilgenommen. Konnten Sie das urgrüne Anliegen nach einem Verbot von Studiengebühren vorantreiben?

Krista Sager: Wir arbeiten seit längerem daran, Studiengebühren für ein normales Studium auszuschließen. Bislang ist das nicht gelungen. Aber mit dem Studienkontenmodell, das nun in der Diskussion ist, haben wir die Chance, zu einem Ausschluss von Gebühren zu kommen.

Das Gegenteil ist der Fall. Sie vergeben ein Konto gebührenfreier Semesterstunden – das heißt, sie ermöglichen nach einer bestimmten Zeit Gebühren zu erheben.

Studiengebühren gibt es doch längst, etwa in der Weiterbildung. Die Diskussion über die Gebührenfreiheit hat sich immer nur bezogen auf das Studium bis zum Diplom oder bis zu dem neuen Abschluss Master. Das Studienkontenmodell schreibt diese Freiheit nun fest: Studierende können 200 Semesterwochenstunden gebührenfrei nutzen. Das heisst, sie können sogar mehr Veranstaltungen, zum Beispiel für Weiterbildung, umsonst besuchen, als sie für ein Studium tatsächlich brauchen. Ein normales Studium dauert 150 bis 160 Semesterwochenstunden. Für besondere Studiengänge müssen Sonderregelungen gefunden werden.

Der wichtigste Effekt des Kontenmodells wird sein, dass sich das Studium beschleunigt.

Nein, das ist nicht der Hauptfaktor. Das Wichtigste ist, dass die Studierenden einen Anreiz haben, ihr Studium besser und effizienter zu organisieren. Und für die Länge des Studiums bringt das Modell einen riesengroßen Fortschritt: Es ist nämlich vollkommen offen für Pausen. Wer länger für ein Studium braucht, weil er jobbt oder Kinder versorgt, hat dann die Möglichkeit zu sagen: Ich mache in einem Jahr einfach weniger Seminare. Bonuspunkte verliert er dabei nicht.

Sie formulieren eine Positionsverschiebung. Früher wollten die Grünen Studiengebühren prinzipiell nicht.

Es ist eine qualitative Weiterentwicklung. Unsere Position war immer, wir wollen einen fairen Zugang zu Bildung und Lebenschancen. Wir wollen keine sozialen Barrieren. Aber es war doch nicht unsere Auffassung, dass jemand für ein Studium 300 Semesterwochenstunden verfrühstückt – bloß weil er nicht weiß, was er will. Das hat mit dem Gewähren von Lebenschancen nichts zu tun. Jetzt konstituieren wir so etwas wie Bildungsrechte.

Aber nur auf Zeit.

Für ein bestimmtes Quantum. Und das ist ausbaufähig mit Blick auf lebenslanges Lernen. Perspektivisch kann man sagen, nicht nur jeder Student hat ein Bildungsrecht, sondern jeder Mensch – egal, ob er seinen Bildungsbonus für eine berufliche Ausbildung einsetzt, für ein Studium oder in der Weiterqualifizierung.

Interview: Christian Füller

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