Comeback aus dem Jenseits

■ Wie Karaoke, nur andersrum: Zu Elvis-Videobildern spielt heute die Tourband des King live in der Alsterdorfer Sporthalle

Dass die Postmoderne eine Ära der Gespenster ist, dürfte sich hinlänglich herumgesprochen haben. Was Public Enemy vom King hielten, genauso: nämlich nichts. Und doch ist Elvis nicht totzukriegen, nicht obwohl, sondern weil er die Stimme war, mit deren beachtlicher Hüftmuskulatur sich erstmals afroamerikanische Musik an ein junges weißes Publikum verkaufen ließ.

Doch was damals sexuelle Hysterie auslöste, ist längst zum nostalgischen Traum amerikanischer Unschuld zwischen Petticoat und Petting geronnen. Noch heute pilgern über 700.000 Besucher jährlich nach Graceland. Und natürlich ist der eigentlich naturblonde Karate-Schwarzgurtträger gar nicht tot. Im Internet finden sich, nach Bundesstaaten getrennt, unzählige Seiten, die Elvis-Erscheinung zählen. Besser organisiert sind nur die katholische Kirche und die Ufologen.

Untrennbar ist die Ikonisierung des R'n'R-Messias mit seinen legendären Fernseh- und Kinoauftritten verbunden. So ist es alles andere als verwunderlich, dass, weil niemand den Leib des Königs ersetzen kann, Elvis Presley heute, in bizarrer Inversion des Karaoke-Prinzips, von einer Großleinwand aus sein untotes Stelldichein gibt, während die Musiker seiner Original-Tourband aus den 60er und 70er Jahren dazu live spielen. Auch für derartige schwarze Messen gibt es ein Publikum, und ungefährlicher als Tischerücken sind sie allemal. Tobias Nagl

Alsterdorfer Sporthalle, 20 Uhr