Mit Viehtriebswegen auf Du und Du: Quer durch Spanien
Berlin (rtr) – Die autonomen Regionen Spaniens haben viel vor: Unter dem Namen Projekt 2001 wollen sie die ökonomischen Adern der Iberischen Halbinsel aus dem Mittelalter, die Cañadas Reales (königlichen Viehtriebswege), zum gigantischen Naturschutzpark erklären – acht Wege, auf denen die Hirten ihre Schafe bis Ende letzten Jahrhunderts quer durch das Land trieben.
Die Cañadas sind insgesamt 4.200 Kilometer lang und 75 Meter breit. Mit ihren Nebenwegen erstrecken sie sich über 125.000 Kilometer Länge und kreuzen 40 Provinzen. Sie sind damit 15-mal so lang wie das spanische Eisenbahnnetz. Insgesamt bedecken sie eine Fläche von fast einer halben Million Hektar und sind als gemeinnütziges Land unveräußerlich.
Hier beginnt das Problem des Projekts 2001, denn 1.600 der 4.200 Kilometer langen Hauptstrecken sind mittlerweile bebaut. Spanienweit sollen mehrere hunderttausend Menschen dem Projekt 2001 weichen. Immer wieder wurden Teilstücke der Cañadas Reales ganz offiziell in die Bebauungspläne aufgenommen.
Das Recht, Herden durchzutreiben, ist davon allerdings meist nicht betroffen. So sind die zwei Hauptverkehrsadern der spanischen Hauptstadt Madrids, die Prunkstraßen Castellana und Alcala, Viehtriebswege. Eine Tatsache, an die Jahr für Jahr die Ökologiebewegung erinnert, in dem sie die Drei-Millionen-Stadt mit einer Schafherde durchqueren.
Der Rat der Viehbesitzer, die Mesta, trotzte den Landwirten das Durchtriebsrecht ab. König Alfonso X. erkannte diese Privilegien 1273 offiziell an und stellte der Mesta seine eigenen Ländereien zur Verfügung. Nicht ohne Steuern zu erheben, versteht sich. Heute liegt die Zuständigkeit für die Cañadas bei den autonomen Regionen Spaniens. Reiner Wandler
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