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Unter Putin wie Stalin: „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“

In den Ruinen ihres Landes gedachten die Tschetschenen gestern ihrer Deportation durch Stalin 1944

Moskau (taz/AFP/rtr) – Höchste Alarmstimmung herrschte gestern in Russland anlässlich des Gedenktages der Tschetschenen an ihre Massendeportation durch Stalin vor 56 Jahren. Im ganzen Land wurden aus Angst vor Racheakten tschetschenischer Kämpfer angesichts der erneuten Zerstörung ihres Landes die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

In Tschetschenien riegelte die russische Armee alle Grenzübergänge ab. Die Bewohner der größeren Städte und der Ortschaften am Rande der Berge dürfen diese schon seit Dienstag nicht mehr verlassen. Diese Maßnahme soll bis zum 30. März gelten. Die Trümmerlandschaft der Hauptstadt Grosny wurde bereits letzte Woche bis auf weiteres gesperrt. Etwa 14.400 Menschen leben nach russischen Schätzungen immer noch in den Katakomben der Stadt.

Zum Gedenken an die Massendeportationen fanden gestern im benachbarten Inguschetien öffentliche Veranstaltungen statt. In Nasran demonstrierten etwa 200 Menschen gegen den Krieg. „Stoppt den Mord an Frauen und Kindern!“, hieß es auf einem Spruchband.

Unterdessen wächst die internationale Kritik an den Verbrechen der russischen Armee in Tschetschenien. Die französische Hilfsorganisation Médecins du monde (Ärzte der Welt), die als einzige Hilfsorganisation der Welt noch in Tschetschenien präsent ist, prangerte „massive, systematische und wiederholte Kriegsverbrechen“ der russischen Truppen an. Der Vorsitzende der Organisation, Jacky Mamou, sagte in Paris, es dränge sich der Begriff „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ auf. Die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch sprach von einem „Muster summarischer Hinrichtungen“ an der Zivilbevölkerung in Grosny während der russischen Belagerung. Allein aus dem Vorort Aldi liege eine Liste mit 50 Namen von Ermordeten vor. Französische Intellektuelle veröffentlichten einen Appell, in dem es hieß, Putin setze in Tschetschenien das Werk Stalins fort. khd

Tagesthema Seite 3

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