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AKW Unterweser wird kurz abgeschaltet

Zehn Tage kein Strom: PreussenElektra tauscht britische Brennelemente aus, bei denen Kontrollpapiere gefälscht wurden

Hannover (taz) – Die PreussenElektra schaltet ihr AKW Unterweser wegen der vier Brennelemente mit gefälschten Prüfdokumenten von sich aus kurzzeitig ab. Die von dem englischen Wiederaufarbeiter British Nuclear Fuels (BNFL) hergestellten plutoniumhaltigen Mischoxid-Elemente würden gegen neue Brennelemente ausgetauscht, teilte der Energieversorger gestern mit. Das Herunterfahren des Kraftwerks für einen außerplanmäßigen Wechsel der Brennstäbe würde bereits vorbereitet. Noch am Mittwoch hatte der Energiekonzern PreussenElektra ein Auswechseln der MOX-Brennelemente als „unverhältnismäßig“ bezeichnet.

Am Mittwoch durchgeführte Prüfungen hätten ergeben, dass die Brennelemente nicht nur Dokumentationsdefizite hätten, sondern dass es bei einer zweiten manuellen Kontrolle von Brennstoffpellets für die Elemente Fälschungen gegeben habe, begründet das Unternehmen seinen Meinungswandel. Der Austausch der Brennelemente soll nach Angaben der PreussenElektra rund zehn Tage dauern. Den Hersteller BNFL, auf den jetzt wahrscheinlich Schadenersatzforderungen zukommen, hat das Unternehmen für morgen zu einem Gespräch nach Hannover eingeladen.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums folgt die PreussenElektra mit dem freiwilligen Austausch der Brennstäbe einem Vorschlag von Minister Jürgen Trittin, den dieser dem Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, Hans-Dieter Harig, bereits am Dienstag unterbreitet hatte. „Die PreussenElektra hat mit zweitägiger Verzögerung unsere Anregung aufgenommen“, sagte der Sprecher des Bundesumweltministeriums, Michael Schroeren.

Der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner, der den Austausch der Brennelemente in den nächsten Tagen anordnen wollte, bezeichnete die Entscheidung des Unternehmens als angemessene Reaktion.

Jürgen Voges

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