Jenseits der Gumpe

■ ... und trotz angelegentlichem Damenschlüpferdiebstahl eher tantenhaft: „Fix & Foxi“ sind TV-Serie geworden (Sa., 6 Uhr, ARD)

Schuld war Madonna. Als sich im Jahre 1994 die amerikanische Showgröße mit dem gebenedeiten Namen als Faltblatt im Fix & Foxi-Heft offenbarte, war der Schöpfer so arg erzürnt, dass er den erfolgreichen Füchsen ihr Sodom und Gomorrha beschied. Nach 41 Jahren und rund 750 Millionen verkauften Exemplaren ließ der heute 83-jährige Rolf Kauka seine Comic-Reihe einstellen – und in Vergessenheit geraten.

Nun sind sie wieder da, die Einwohner von Foxburg (ehemals Grünwald, nach dem Münchener Wohnsitz Kaukas, ehemals Fuxholzen, nach dem Ergebnis einer Leseraktion anno 79). Die ARD sendet die Abenteuer von Fix und Foxi, Lupo, Lupinchen, Onkel Fax, Oma Eusebia und Professor Knox als (zunächst 26-teilige) Zeichentrickserie. Doch anders als in der Disney-Metropole Entenhausen, das über See- und Flughafen, Gefängnis, Universität, diverse Gazetten und die weltgrößte Anhäufung an Privatkapital sowie den Status eines Stadtstaates, Singapur ähnlich, verfügt, ist Foxburg eher kleinstädtisch bieder. In den bewegten kaukasischen Comics stechen zuerst die gepflegten Gartenanlagen ins Auge. Im Gegensatz zum Sündenbabel an der Gumpe, in dem Donald Duck zu Hause ist und wo man sich bisweilen halbkannibalisch ernährt (Gänsebraten), erscheinen die Gewohnheiten in Foxburg eher tantenhaft: Kuchen und Torten.

Zwei Ausnahmen lockern das piefige Einerlei-Ambiente auf. Einmal Lupos Turm, dessen Bausubstanz schon bessere Zeiten sah (es regnet aus hausinternen Regenwolken hinab) und dessen Bewohner in Charakter und Wohnumfeld an Ede Wolf erinnert. Zum anderen die Villa Knox. Knox lässt durch seinen Einfallsreichtum an den Diplom-Ingenieur Daniel Düsentrieb denken – auch wenn er dessen Genie, obwohl veritabler Professor, nie ganz erreicht. Knox’ Villa ist supermodern – zumal die in den Heften noch erkennbare Gaslaterne davor abgebaut zu sein scheint. In seltsamen Kontrast zur futuristischen Behausung kleidet sich Knox alterthümlich: Frack und Zwicker.

Erst bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die ehrenwerte Gesellschaft dunkle Seiten aufweist. In einer Folge mit Namen „Der Hundesalon“ – was im Übrigen beweist, dass die Reise schon in Richtung der dekadenten Großstadtirrungen geht und weg vom Walddasein des lichtscheuen, maulwurfartigen Heftchenhelden Pauli, der nicht mehr mitspielen darf – ist deutlich eine vermutlich wilde Mülldeponie zu erkennen.

Und einmal hat der stets auf die Moral bedachte Koautor Rolf Kauka wohl nicht aufgepasst: Lupo stiehlt, wenn auch unter Hypnose, einen Damenschlüpfer. Ausgerechnet von Oma Eusebia. Das pikante Dessous ist halblang und gepunktet. Interessant auch, dass sich die Verkehrsmittel der Landschaft anzupassen vermögen. In Foxburg erscheinen die Kraftfahrzeuge wie jene hierzulande. Geht die Bahnfahrt aber durch eine romantische Gebirgsgegend, verwandelt sich die Zugmaschine in ein altes Dampfross.

Neben Fix, Foxi und Co. agiert noch eine Familie Pepperkorn, mit deren Erwähnung man es hier belassen sollte. Lediglich deren Haustier, ein Makiki, das auch in den Trenngags zwischen den einzelnen Geschichten auftritt, ist der Erwähnung wert. Es erinnert stark an das aus dem palumbianischen Dschungel stammende Marsupilami (Marsupilami palumiensis) mit der ebenso wissenschaftlich korrekten wie bildhaft einleuchtenden deutschen Bezeichnung „Gelb-schwarz-gefleckter Langschwanzfäustler“. Das Makiki hat aber größere Ohren und in gesundem Zustand keine Flecken.

Trotz der angeklungenen negativen Momente im Fix-und-Foxi-Universum, wozu auch die Spracharmut zu zählen ist („Fuchs’en wir’s Foxi?“ – „Klar, Fix!“), dürften kindliche Zuschauer ihren Spaß haben. Dafür sorgt schon die philanthrope, lieder-liche Begleitmusik: „Ich bin dein Freund – o ja. Du bist mein Freund – na klar. Und du bist auch ein Freund von uns – wie wunderbar.“

Ulrich Zander Wdh. um 9.03 Uhr; und ab 28.2. auch werktags, 17.40 Uhr, Kinderkanal