: Zweitgrößter Börsengang
Im Herbst werden erste Post-Aktien gezeichnet. Staat will zwei Drittel behalten
Hamburg (AFP) – Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) will höchstens 35 Prozent des Staatskonzerns an der Börse einführen. Schätzungen von Analysten zufolge bringt dies dem Staat rund 20 Milliarden Mark an Kapital in die Kasse. Das wäre der zweitgrößte Börsengang in Deutschland nach dem der Telekom. Das Finanzministerium hält aber offiziell daran fest, dass die Entscheidung über den tatsächlichen Umfang der Aktienemission erst kurz vor dem Gang an die Börse fällt.
Im Vorfeld des Post-Börsenganges hatte der Bund 50 Prozent minus eine Aktie des Konzerns bei der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau „geparkt“. Finanz-Staatssekretär Manfred Overhaus hatte dazu gesagt, es sei nicht geplant, dieses Post-Paket auf einmal zu verkaufen. Der Bund wolle stattdessen wie bei der Telekom beim Verkauf späterer Tranchen von Wertsteigerungen der Aktien profitieren.
Die Scheibchentaktik, die die Bundesregierung beim Börsengang der Post anwendet, beruht wahrscheinlich auf verbesserten Aussichten für das Unternehmen. So rechnet Post-Chef Klaus Zumwinkel für nächstes Jahr mit einem verdoppelten Konzernüberschuss von 2,87 Milliarden Mark. Der Umsatz solle ebenfalls um mehr als ein Drittel auf 60 Milliarden Mark klettern, die Belegschaft trotz der ehrgeizigen Gewinnpläne ebenfalls wachsen, gab Zumwinkel auf der Computermesse Cebit bekannt.
Kurzfristig setzt Zumwinkel anscheinend auf die so genannte Exklusivlizenz der Post für Briefe unter 100 Gramm; dadurch könne das Unternehmen bis Ende 2002 auf einen soliden Kapitalfluss bauen. Bei den traditionellen Postfilialen gebe es zudem noch ein deutliches Sparpotenzial. Die Firmentöchter Postbank und DSL-Bank sollten dazu genutzt werden, den Kunden komplexe Finanzdienste anzubieten. Außerdem wolle die Post das Internet und ihre eigenen Logistik-Aktivitäten stärker miteinander verknüpfen, um bestellte Waren zum Kunden zu schaffen. Zuletzt waren Pläne bekannt geworden, Deutsche Post und Deutsche Lufthansa könnten einen Teil ihrer Luftfracht- und Expresssparten zusammenlegen. Bei der Post wollte man dazu nichts sagen: „Gerüchte kommentieren wir nicht“, sagte ein Sprecher.
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