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Bahnchef will schnell an die Börse

■ Hartmut Mehdorn will sparen, sparen, sparen: Strecken schließen, Busse einsetzen, Nahverkehr ausgliedern und Personal entlassen. Gewerkschafter drohen mit Streiks

Berlin (AFP/dpa) – Die Deutsche Bahn AG will, so das Nachrichtenmagazin Focus, bis zum Jahr 2004 insgesamt 62 Millionen Zugkilometer streichen, 64.545 Arbeitsplätze abbauen und damit 9,85 Milliarden Mark sparen. Bahnchef Hartmut Mehdorn soll das Konzept vor dem Haushaltsausschuss des Bundestages mit sonst drohenden Verlusten und Schulden begründet haben. Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GdL) droht mit Streiks wegen des Personalabbaus.

Von den Streichungen betroffen wäre vor allem der Fernverkehr mit 42 Millionen Zugkilometern. Insgesamt beträgt die Streichung der Zugkilometer laut Focus neun Prozent des aktuellen Fahrplans.

Darüber hinaus sehe das Konzept mit dem Namen „Marktorientiertes Angebot im Personenverkehr“ drastische Einschnitte bei den rund 400 InterRegio-Zügen vor. Einige Verbindungen sollen unter dem Namen InterRegio Express den Ländern zugeschlagen werden und von ihnen als Nahverkehr finanziert werden. Ein Bahnsprecher dementierte jedoch, dass in dieser Sache schon Papiere verabschiedet worden seien. Außerdem sollen auf Nebenstrecken kleinere, leichtere und damit durch weniger Stromverbrauch billigere Züge fahren, ein so genannter „Straßenbahn-Standard“. Auf wenig befahrenen Strecken sollen auch Busse als Alternative eingesetzt werden können.

Bahnchef Hartmut Mehdorn soll dieses Sparkonzept dem Haushaltsauschuss des Bundestages mit der Begründung vorgetragen haben, dass der Bahn ohne Korrekturen 13,3 Milliarden DM Verlust und 20 Milliarden Mark Schulden drohen. Tatsächlich dürfte dahinter auch stehen, dass Mehdorn sein Unternehmen kapitalmarktfähig, sprich börsenreif machen will und sich deswegen von schwierigen Verluststrecken trennen will. Die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) hatten schon Ende Januar Kenntnis von Mehdorns Sparplänen beim Personal bekommen. Sie forderte, von den 240.000 Arbeitsplätzen maximal 25.000 Stellen zu streichen. Die Gewerkschaft lehne Fortschritt nicht ab, sagte der GdED-Vorsitzende Norbert Hansen am Freitag in Halle. Trotz des verstärkten Einsatzes von Technik stiegen aber die Belastungen der Eisenbahner in Form von Überstunden und Stress. Die GdED sei bereit zu streiken, falls die Bahn das Beschäftigungsbündnis, das betriebsbedingte Kündigungen bis 2002 untersagt, kündigen sollte. Nach Angaben des GdL-Vorsitzenden Manfred Schell sind bei den Personalstreichungen jeder vierte Lokomotivführer und jeder zweite Zugbegleiter betroffen.

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