: Bräsiger Sozi-Gürtel
■ Rund um Hamburg hat die SPD fast alles abgeräumt. Grüne haben überall verloren
Er liegt fett und bräsig rund um Hamburg: Der Speckgürtel – da wo die gut situierten Pendler wohnen, die in Hamburg arbeiten und ihre Steuern in Schleswig-Holstein bezahlen. Offenbar ein tief sozialdemokratisch geprägtes Milieu. Rund um Hamburg haben die Sozis alles abgeräumt, was zur Wahl stand. Alles? Nicht ganz. Der letzte CDU-Mohikaner heißt Bernd Lehnert. Er hat im Wahlkreis Quickborn/Rellingen seinen Vorsprung aus der vergangenen Wahl mit letzter Kraft und einem Abstand von 600 Stimmen über die Ziellinie gerettet und dabei vor allem von den konservativen Strukturen der Dörfer um Quickborn profitiert. Es war aber der einzige Wahlkreis im Speckgürtel, der nicht an die SPD ging.
Die absoluten Mehrheiten waren für die SozialdemokratInnen zwar auch rund um Hamburg nicht zu holen, doch um die CDU-Konkurrenz zu schlagen reichte es allemal. In den drei Bad Segeberger Wahlkreisen verloren die CDU-Anwärter alle ihre 1996 noch gewonnenen Direktmandate. Auch in Schwarzenbek und Mölln-Ratzeburg wurden die CDU-Sieger vom vergangenen Urnengang aus dem Siegersessel gekippt. Der Raum westlich von Hamburg, selbst bei der SPD-Pleitewahl von 1996 in Sozi-Hand, war auch diesmal klare SPD-Sache. Und der Sachsenwald, Reinbek und Bad Oldesloe sind von jeher rosa Hochburgen – kein Problem für die sozialdemokratischen KandidatInnen.
Die Grünen haben auch um Hamburg überall verloren - am heftigsten in Geesthacht, dem Standort des Atomkraftwerks Krümmel, wo sie um fast die Hälfte abgestürzt sind. Standhaft blieben sie noch einigermaßen in den Wahlkreisen Wedel und Pinneberg/Halstenbek, wo sie jeweils über acht Prozent kamen.
Achtungserfolge gabs im Umland für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW): Obwohl er zuvor noch nie hier kandidiert hatte und auch kaum Personal für den Süden des Bundeslandes hat, kam der SSW in Elmshorn gar über drei Prozent und hielt sich auch sonst mit durchschnittlich zwei Prozent ganz wacker. Mit Vorsicht genießen sollte man künftig den Raum Bad Bramstedt/Kaltenkirchen: Hier hat die FDP fast zehn Prozent der Zweitstimmen erhalten.
Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen