: Die Hauptstadt lockt immer mehr Touristen an
Seit dem Regierungsumzug ist die Zahl der Übernachtungen drastisch gestiegen
Der Regierungsumzug hat der Hauptstadt zu einem Touristen-Boom verholfen. Von September bis Dezember vergangenen Jahres sei die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent gestiegen, sagte gestern die Sprecherin der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM), Natascha Kompatzki. „1999 war insgesamt ein Rekordjahr.“ Die mehr als neun Millionen Übernachtungen bedeuten einen Zuwachs von rund zehn Prozent.
Der Tourismus ist damit eine der wenigen Branchen, die in Berlin überhaupt Zuwächse erzielen. Insgesamt stagniert die Berliner Wirtschaft – trotz des Regierungsumzugs – auf niedrigem Niveau und bleibt beim Wachstum das Schlusslicht der Republik. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im vergangenen Jahr um gerade mal 0,1 Prozent. Bundesweit wuchs das BIP dagegen um 1,4 Prozent.
Den herbstlichen Touristen-Boom führt Kompatzki auf das gestiegene Medieninteresse im In- und Ausland zurück. „Die Stadt ist in aller Munde, wenn es nicht mehr heißt: Bonn beschließt, sondern Berlin beschließt.“ Für Berlin scheint damit eine lang gehegte Hoffnung sukzessive in Erfüllung zu gehen: Der Regierungssitz zieht viele wichtige Verbände an. Diese Organisationen führen ihre Termine und Kongresse zunehmend in den Hotels an der Spree durch und locken so Tagungs- und Geschäftsreisende in die Stadt.
Berlin hat allerdings einen riesigen Nachholbedarf im Vergleich zu anderen deutschen Wirtschaftszentren. Zwar ist Berlin in der Bundesrepublik das Städtereiseziel Nummer eins. Bezogen auf die Einwohnerzahl liegt Berlin aber hinter Hamburg oder München zurück. Von einem Vergleich mit anderen europäischen Metropolen ganz zu schweigen: Nach London kommen jährlich rund 65 Millionen Besucher, siebenmal so viele wie nach Berlin.
Eine Hoffnung für die Tourismusmanager ist die Weltausstellung, die von Juni bis Oktober in Hannover statt findet. Die BTM rechnet mit 600.000 Besuchern, die wegen der Expo zusätzlich in die Stadt gelockt werden. „Angesichts des knappen und teuren Bettenangebots in Hannover ist das nicht ganz unrealistisch“, so Kompatzki. Schließlich sei die niedersächsische Landeshauptstadt in rund 100 Minuten mit dem ICE zu erreichen; besondere Paketangebote machten die Übernachtung in Berlin trotz des Weges sogar finanziell attraktiv. Das Problem allerdings: Die touristische Zusammenarbeit mit der Expo verläuft unbefriedigend. Die Expo-Verantwortlichen hätten bereits vereinbarte Projekte abgesagt, so Kompatzki. Richard Rother
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