: Holzmann-Konzern: Rettung fraglich
Verband der Bauindustrie lehnt unbezahlte Mehrarbeit der Beschäftigten ab. Streit zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft
Frankfurt/Main (dpa/taz) – Die Sanierung des angeschlagenen Bauriesen Philipp Holzmann ist in eine kritische Phase geraten. In der Frankfurter Zentrale der Industriegewerkschaft BAU kamen gestern die Konzernbetriebsräte und die Spitze der Gewerkschaft zu einer Krisensitzung zusammengekommen.
Am Dienstagabend hatte der Hauptverband der deutschen Bauindustrie entschieden, den Haustarifvertrag zur Sanierung des angeschlagenen Holzmann-Konzerns nicht zu akzeptieren. Gemäß einer Vereinbarung zwischen Firmenleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft arbeiten die Holzmann-Beschäftigten seit 1. Februar fünf Stunden länger – unbezahlt. Der Hauptverband fürchtet die daraus erwachsende Billigkonkurrenz für seine Mitgliedsunternehmen.
Bei der Krisensitzung zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft ging es gestern um die völlig gegensätzlichen Positionen zwischen der IG BAU und dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrates, Jürgen Mahneke. Weil die beiden Arbeitgeberverbände des Bauhauptgewerbes den Sanierungsbeitrag der Holzmann-Beschäftigten in Form der unbezahlten Überstunden ablehnen, befürwortet Mahneke den Ausstieg von Holzmann aus dem Bau-Verband.
Die IG BAU befürchtet dagegen, der Austritt von Holzmann aus dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie könnte das Signal für andere Großkonzerne sein, diesem Schritt zu folgen. Gefährdet wäre damit auch das umfangreiche System von Sozialkassen im Baugewerbe, über die beispielsweise das Urlaubsgeld abgewickelt wird.
Auf dem Vorstand der Philipp Holzmann AG und den Betriebsräten lastet angesichts der verfahrenen Situation zunehmender Druck. Vor allem die Banken drängen auf den Beitrag der übrigen Sanierungsbeteiligten. Unter anderem die Deutsche Bank wies darauf hin, dass für den schon ausgezahlten Konsortialkredit von einer Milliarde Mark ein außerordentliches Kündigungsrecht von 30 Tagen bestehe, falls eine Partei aus dem Sanierungsbündnis aussteige. Dies gilt offenbar auch für den Pensionssicherungsverein, der mit 55 Millionen Mark in die Bresche für Rentenansprüche ausgeschiedener Holzmänner springt.
Die Bauarbeitgeberverbände drängen die Gewerkschaft derweil zu einer Tariflösung für die gesamte Branche. Die gesamte Baubranche benötige mehr Beweglichkeit und flexiblere Arbeitszeiten, sagen die Verbände. Sie begrüßten die Bereitschaft des Frankfurter Baukonzern Philipp Holzmann, noch eine Einigung über den Sanierungstarifvertrag herbeiführen zu wollen. koch
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