Israel will den Südlibanon bis Juli verlassen

Das Kabinett in Jerusalem billigt einstimmig einen Vorschlag von Premier Barak. Israelische Flugzeuge bombardieren weiterhin Ziele am Rande der „Sicherheitszone“

JERUSALEM/MARDSCHAJUN ap/rtr/taz ■ Das israelische Kabinett hat sich gestern einstimmig für einen Abzug aus dem Süden Libanons bis zum Juli entschieden. Damit würde die seit 18 Jahren dauernde Besetzung der so genanten Sicherheitszone beendet. Das Kabinett folgte einem Vorschlag von Ministerpräsident Ehud Barak, der sich einen Abzug auch ohne weitere Verhandlungen mit Syrien vorstellen kann. In einer Erklärung hieß es, die Regierung werde sich bemühen, den Abzug mit einem Abkommen zu verbinden.

Im Libanon sind etwa 30.000 syrische Soldaten stationiert. Die Regierung in Beirut kann kaum einen Entscheidung fällen, ohne vorher die Zustimmung aus Damaskus eingeholt zu haben. In jüngster Vergangenheit gab es erneut heftige Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbullah. Sie wird von Iran finanziell und mit Waffen unterstützt und will den Rückzug Israels aus dem Süden des Landes erzwingen. In den letzten Wochen versetzten Hisbullah-Kämpfer den israelischen Besatzern harte Schläge. Seit Jahresbeginn starben im Südlibanon sieben israelische Soldaten. In Israel wird vermutet, dass die Hisbullah von Iran mit neuen Waffen ausgerüstet worden ist, darunter vermutlich auch TOW-Raketen, die die USA einst im Rahmen der Iran-Contra-Affäre an Teheran lieferten.

Nach einem Angriff der Hisbullah auf die historische Kreuzfahrerfestung Beaufort, ein Stützpunkt der Israelis, flog die israelische Luftwaffe gestern mehrere Angriffe. Die mit den Besatzern verbündete Südlibanesische Armee (SLA) meldete, bei Kämpfen südwestlich der Ortschaft Mardschajun seien zwei Hisbullah-Kämpfer getötet worden. Die Angriffe seien Vergeltungsschläge gewesen für den Überfall auf einen israelischen Soldaten, der am selben Tag auf einem Armeeposten von Untergrundkämpfern verletzt worden sei, hieß es von der SLA. Der Soldat sei auf einem Stützpunkt am Rande der besetzten Zone verwundet und anschließend nach Israel gebracht worden.

Israel kontrolliert seit 1978 Teile des Südlibanons und hatte dort im Jahr 1985 eine rund 15 Kilometer tiefe Zone mit der Begründung eingerichtet, es müsse seine Nordgrenze schützen.