: Bankenfusion kostet hunderte Jobs
Der geplante Zusammenschluss von Deutscher und Dresdner Bank macht ein Drittel der Filialen überflüssig, befürchten die Gewerkschaften. Denn die Zweigstellen der beiden Konzerne liegen häufig Tür an Tür. Die Folge: massiver Arbeitsplatzabbau
von RICHARD ROTHER
Die geplante Mega-Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank wird in der Region zu zahlreichen Filialschließungen und einem massiven Arbeitsplatzabbau führen. Das befürchten zumindest die Gewerkschaften. „Für die Region hat das Ganze dramatische Konsequenzen“, sagte gestern der Bankenexperte der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Joachim Tonndorf. Rund ein Drittel der Filialen der beiden Banken könnten durch die Fusion wegfallen. Die Zweigstellen der beiden Banken, jeweils rund 70, lägen oft Tür an Tür. „Das macht nach einer Fusion keinen Sinn mehr.“ Insgesamt, so befürchtet der Gewerkschafter, könnten bis zu 500 der rund 3.000 Jobs beider Banken zur Disposition stehen.
Auch für den Deutsche-Bank-Sprecher Christian Hotz ist denkbar, dass künftig „einzelne Filialen zusammengeführt werden“. Schließlich sei die Versorgung mit Privatbank-Filialen in der Region überdurchschnittlich hoch. Zudem sei bereits im Vertriebskonzept 2000 der Bank vorgesehen, die Bedeutung anderer Vertriebswege zu stärken und den Bereich Direktbank auszubauen. „Daran halten wir in jedem Fall fest.“ Welche Auswirkungen eine Fusion auf die Filialstruktur in der Stadt haben werde, lasse sich aber noch nicht genau sagen, so Hotz.
„Da entsteht ein riesengroßer Moloch“, sagte der Banken-Experte der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Frank Wolf. Dies habe auch Auswirkungen auf andere Banken. Insgesamt verschärfe sich der Rationalisierungs- und Konzentrationsprozess. Im vergangenen Jahr hatten sich bereits die drei Berliner Genossenschaftsbanken Köpenicker Bank, Grundkreditbank und Volksbank zusammengeschlossen. Ergebnis: Von rund 3.500 Arbeitsplätzen sind um die 450 weggefallen.
Die Bankenfusion hat aber nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Kunden immense Folgen. Die Fusion dürfte die Entwicklung hin zur mitarbeiterfreien Filiale beschleunigen, befürchten Bankenexperten. Schon heute erwirtschaften die Privatbanken im Filialgeschäft nicht die oft von den Aktionären erwünschte Rendite von 15 Prozent. Einem solchen Gewinn können die Banken aber nur durch gravierende Umstrukturierungen näher kommen. Die Kunden dürften demnächst ihre Geschäfte am Bankterminal noch mehr als bisher selbst erledigen. Dazu könnte auch die Aufnahme eines Privatkredites gehören. Eine persönliche Beratung bekämen dann nur noch Kunden, die zum Beispiel größere Geldbeträge anlegen wollen.
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